Leonhardstein über Südostband (I-II)

Nach einer hartnäckigen Erkältung, die mich glatte drei Wochen im Griff hatte, sollte es als "Wiedereinstieg" eine Tour mit wenig Höhenmetern sein. Trotzdem wollten wir - wie sollte es anders sein - nicht auf die übliche Spannung verzichten. Durch Zufall stieß ich bei der Ideensammlung auf eine Beschreibung des Südostbandes des Leonhardsteins. Mitten durch die beeindruckende Südwand zieht es steil zum Gipfel - nicht markiert, größtenteils weglos und garniert mit einigen leichten Kletterstellen.


Man folgt ab Kreuth zunächst dem beschilderten Wanderweg zum Leonhardstein, bis man auf die große "Kreuzung" an der Duslaualm trifft. Von hier aus gibt es laut www zwei Möglichkeiten: Einmal kann man dem Weg weiter folgen und "erst oben im Taltrog bei der ersten flacheren Stelle mäßig steil weglos links hinauf zum O-Grat-Ausläufer geh[en] und diesen an geeigneter Stelle überschreite[n] (Gamswechsel, Steinmandl)". Eine andere Möglichkeit ist, der Fahrstraße nach Süden zu folgen und diese nach rechts in den Wald zu verlassen, sobald man an zwei markanten, sehr großen Felsen auf der rechten Seite vorbeikommt. Wir wählten diese Variante und schlugen uns fortan weglos durch schönes Waldgelände.


Läuft man immer weiter geradeaus, steht man bald unter steilen Felsabbrüchen, in denen zahlreiche Bohrhaken stecken.


Von hier aus sollte man immer unterhalb der - zugegebenermaßen nicht immer eindeutig erkennbaren - Begrenzung des Nordostrückens des Leonhardsteins bleiben. Steigt man rechts zu weit hinauf, steht man sonst irgendwann vor dem sehr steilen Nordostgrat, zu dem sich der Rücken zusammenschnürt. Glücklicherweise hatten wir ein kurzes Seil dabei, sodass wir an einem Baum abseilen konnten - ein Abstieg wäre sonst sehr heikel und ein Zurücklaufen sehr langwierig geworden.


Nach dem kleinen Verhauer waren wir dann froh, als wir kurz darauf die im Internet beschriebene markante, im unteren Bereich recht breite Rinne erkannten, der wir hinauf folgten.


In einem kurzen Schuttabschnitt half uns sogar eine Pfadspur beim Fortkommen - kein Wunder, denn in den Südabbrüchen des Gipfels waren wiederum zahlreiche Bohrhaken zu erkennen.


Die Rinne wird nach oben hin immer steiler, sodass man tunlichst auf sein Gleichgewicht achten sollte. Da wir keine Helme dabei hatten (Schande über unser Haupt -haha, Wortwitz), wichen wir relativ bald auf den linken Rand der Rinne aus, um eventuellem Steinschlag zu entgehen.


In einem Gras-Schrofen-Fels-Mix (je nach Variante mit Stellen II) kraxelten wir weiter hinauf, ...


... bis wir zum eigentlichen Südostband kamen.





Von hier aus sind es nur noch wenige Meter bis zum "Kletterergipfel" (Standplatz mit Kette), der gleich neben dem Hauptgipfel des Leonhardsteins liegt.



In einer windgeschützen Mulde genossen wir unsere Brotzeit, bevor es auf dem Normalweg wieder hinunter nach Kreuth ging.

  • Tourdatum: Sonntag, 15.11.2015
  • Zeitbedarf: knapp 2,5 Stunden bis zum Gipfel, knapp 1,5 Stunden zurück nach Kreuth
  • Höhenmeter: etwa 700

Kommentare

  1. Danke für die gute Beschreibung, diese Kraxelei spukt mir schon länger im Kopf herum!
    Zeigen die beiden letzten "Wand"-Bilder das Stück oberhalb der Rinne? Wie lang ist das etwa und könnte man da von oben sichern?

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    1. Hallo Hans, genau - die beiden letzten Wandbilder zeigen das eigentliche Band, also das Stück nach der Rinne. Ganz oben ist ein Standplatz eingerichtet (zwei Bohrhaken mit Kette), man könnte also problemlos sichern. Ein 60m-Seil müsste reichen. Allerdings möchte ich hinzufügen, dass das letzte Stück gar nicht mehr so schwierig ist. Man muss ein bißchen schauen, ob der Fels fest ist, aber sonst ist es eigentlich kein Problem. Um einiges heikler fand ich den Teil, wenn man am linken Rand der Rinne klettert. Hier ist das Gelände steiler und man hat nicht so viel zuverlässigen Fels. An einer Stelle habe ich mich tatsächlich "ins Gras gekrallt". Hier könnte man aber vermutlich an einem Baum sichern.

      Die ganze Unternehmung ist nur etwas für Bergsteiger! Es nützt hier nichts, eine VIII im Fels klettern zu können oder Erfahrung in Klettersteigen zu haben.

      Aber anschauen schadet ja nichts - solange man nicht den Punkt überschreitet, an dem man nicht mehr zurück kann :)

      (Trocken sollte es allerdings sein, sonst wird's im steilen Gras schnell ungemütlich...)

      Meld dich doch mal, wenn du die Tour gemacht hast; mich würde deine Einschätzung interessieren!

      Viele Grüße

      Rebecca

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  2. Hallo Rebecca,
    danke für die Antwort, die hilft mir sehr bei der etwas realistischeren Einschätzung der Tour. Kann also noch dauern, bis ich das mal in Angriff nehme.
    Liebe Grüße,
    Hans

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    1. ... ich wollte dir die Tour jetzt nicht ausreden, aber da ich eher der vorsichtige Typ bin, stelle ich die Route lieber ein wenig zu schwer dar als möglicherweise jemanden in Gefahr zu bringen. Und da ich nicht weiß, was ich dir zutrauen kann, halte ich mich mit einer Empfehlung lieber zurück.

      Gruß

      Rebecca

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    2. Hallo zusammen, bin gestern die Tour gegangen, von Schwarztenn-Seite aus, man muss südseitig lang auf Pfadspuren queren, sieht aber dann unzweifelhaft die Schuttrinne hochziehen, Trittsicherheit, Absturzgelände immer wieder, keine Spur, steile Brösel, mehrfach sind beide Hände notwendig, immer eher links haltend. Ging sogar mit Hund, aber nur wenn er klein und tragbar :-)
      Viel Spass, super warm und trocken, da südseitig, Normalanstieg schattig und baatzig.

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    3. Servus Gunter, danke für dein Feedback zu den aktuellen Bedingungen!

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  3. Fast sieben Jahre nach den letzten Kommentaren möchte ich auch meinen Senf zur Tour geben, die wir gestern, am 22.07.22 gegangen sind. Hilfreich war in Euerm Blog, sich immer links vom Gratrücken zu halten. Durch die Bäume sahen wir die pralle Südwand über uns aufragen. Ich war mir nicht sicher, ob es richtig sein würde, den Zustieg der Kletterer zu wählen. Wir folgten immer wieder gelegentlichen Pfadspuren durch den Märchenwald mit den mossüberwachsenen Blöcken und hielten uns einfach mal in Richtung auf die Südwand. Zuletzt fanden wir sogar rote Markierungspunkte. Am Wandfuß führte wie in einem hikr-Beitrag erwähnt ein Pfad nach rechts oben immer am Wandfuß entlang. Einmal führte eine kurze Rinne nach links, die felsige plattige Unterbrechungsstelle sah aber nicht nach I-II aus, also weiter, und - siehe da - die breite Rinne zeigte sich wenig später. Durch Geröll und Gras ging es steil nach oben. Ich hielt mich zunächst direkt am Wandfuß, bis schwache Spuren nach links auf die linke Begrenzung leiteten. Durch steiles Gras ging es mit Wurzelhilfe nach oben. Die felsigen Passagen waren kurz, einmal kämpfte ich mich direkt über dem Abgrund mit Latschenhilfe nach links, dann kam das Band mit kurzen, leichten felsigen Passagen und schon waren wir oben (die erwähnte Kette dient wohl als Abseilstelle für die Kletterer).

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    1. Freut mich, dass auch nach so langer Zeit hier noch jemand kommentiert. Und es freut mich auch, wenn ich beim Finden der Route behilflich sein konnte. Ich denke, ich muss da auch bald mal wieder hoch :-)

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