Überschreitung der Benediktenwand: Von Kochel nach Lenggries

Die Benediktenwand kann trotz ihrer von allen Seiten eher langen Anstiege sicherlich zu den klassischen "Münchner Hausbergen" gezählt werden. Dementsprechend ist an schönen Wochenenden dort die Hölle los. Die meisten Gipfelaspiranten kommen wohl von der Tutzinger Hütte oder von der Bergstation der Brauneckbahn. Und obwohl ich normalweise ja eher die stillen Ecken der bayerischen Berge bevorzuge, war die Besteigung der Benediktenwand schon irgendwie mal "fällig" - allerdings als sportliche Variante in Form der Gesamtüberschreitung.


Das Schöne an dieser Variante: Sie ist im Grunde nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln wirklich sinnvoll machbar. Nach der obligatorischen BOB-Fahrt brachte uns der Bus von Bad Tölz zur Haltestelle "Ötzschlößl" kurz vor Kochel, wo wir um zwanzig vor neun ankamen. Über Forststraßen und kleinen Abkürzern erreicht man die Orterer Alm und wenig später die Pessenbacher Schneid. Hier hat man bereits 600 Höhenmeter in den Beinen - Zeit für ein Päuschen!


Ein schöner Pfad leitet anschließend ohne viel Höhengewinn weiter Richtung Südosten.


Aktuell liegt genau an der Abzweigung zur Benediktenwand ein umgestürzter Baum mitten auf dem Weg - und wurde uns zum "Verhängnis", denn da wir mit Quatschen und Umsteigen beschäftigt waren, übersahen wir das Schild und blieben auf dem unteren Pfad, der uns - zugegebenermaßen durch wunderschöne Umgebung - schließlich zur offenen Fläche der Achalaalm führte.


Einem Mitwanderer war es genauso ergangen und so kehrten wir nach Konsultation der Karte zum Abzweig zurück (es hätte auch eine Direktverbindung gegeben, diese war in unserer Karte aber leider nicht eingezeichnet - den kleinen Umweg kann ich aufgrund dessen nur wärmstens empfehlen!).

Nun wieder auf Kurs passierten wir die Glaswandscharte und stiegen der Latschenzone entgegen. Je besser die Fernsicht wurde, desto mehr Wolken bedeckten den Himmel - würde der Föhn etwa früher als gedacht zusammenbrechen und dem angekündigten Schlechtwetter Platz machen?


Etwas ratlos, aber dank der sich ab der Benediktenwand immer wieder auftuenden Abstiegsmöglichkeiten nicht beunruhigt setzten wir unseren Aufstieg erst einmal fort. Der Weg durch die Latschen zieht sich ganz schön, und so waren wir über den bewölkten Himmel in diesem Moment gar nicht so böse. Den Gipfel erreichten wir gegen 13 Uhr. Etwas abseits der Massen ließen wir uns nieder und genossen trotz des unerwartet ungemütlichen Wetters eine ausgedehnte Pause.

Münchner Hausberg eben...

Blick nach Süden ins Karwendel

Tief unten die Tutzinger Hütte (1325m)

Unser Weiterweg

So wirklich nach Regen oder gar Gewitter sah es aber auch nach zwanzig Minuten noch nicht aus. Es war daher schnell klar, dass wir erst einmal weiter gehen würden.

Blick zurück

Rechts die Achselköpfe, hinten links Latschenkopf und Kirchsteine

Am Rotohrsattel mussten wir ebenfalls nicht lange nachdenken: Wir kamen gut voran und das Wetter schien zu halten. Also machten wir uns an die Überschreitung der Achselköpfe, dem interessantesten Teil der Tour.


Um kurz nach 15 Uhr erreichten wir schließlich den Latschenkopf und tauchten somit wieder in viel bevölkertes Gebiet ein: Interessant zu beobachten ist, wie sich der Menschenschlag ändert, je näher man dem Brauneck (und der Seilbahn) kommt.

Rückblick zu den Achselköpfen links und der Benediktenwand rechts

Den Kirchstein nahmen wir natürlich noch mit...


... und wenig später erreichten wir dann das Brauneck, wo wir uns noch eine Pause gönnten - das Wetter hatte sich zwischenzeitlich nämlich wieder gebessert -, bevor wir den leider nur wenig ansprechenden Abstieg entlang der Garlandpiste hinter uns brachten.


Zu unserer großen Freude erwischten wir an der Talstation auf die Minute den Bus nach Lenggries, der uns einen sicherlich halbstündigen Fußmarsch zum Bahnhof ersparte. Zwar ohne Eis, aber dennoch sehr zufrieden setzten wir uns in die BOB und ließen uns wieder zurück nach München bzw. Freising kutschieren.

  • Tourdatum: Sonntag, 09.06.2019
  • Zeitbedarf (ohne Pausen): Ötzschlößl - Pessenbacher Schneid knapp 1,5 Stunden, Pessenbacher Schneid - Benediktenwand 2,5 Stunden (wobei der Verhauer gut 20 Minuten kostete), Benediktenwand - Latschenkopf (über Achselköpfe) ca. 2 Stunden, Latschenkopf - Brauneck knapp 1 Stunde, Abstieg gut 1 Stunde, Gesamt 8 Stunden (ohne Verhauer gut 7,5 Stunden) reine Gehzeit (mit Pausen 9 Stunden)
  • Höhenmeter: ca. 1400, gut 20 km!
  • ÖPNV-Verbindung: BOB von München um 7:04 Uhr, ab Bad Tölz Bus 9612 Richtung Kochel, Ankunft an der Haltestelle Ötzschlößl um 8:39 Uhr / Rückfahrt: Bus ab Brauneck Talstation um 17:30 Uhr, BOB ab Lenggries um 17:47 Uhr

Kommentare

  1. Ja, die Bene-Wand muss man schon mal besuchen! :) Die Gesamtüberschreitung steht bei mir allerdings auch noch aus. Daher danke für den inspirierenden Bericht.

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