Hochtourentage in den Stubaier Alpen, Teil 2

Sonntag, 4.8.: Es geht zur Amberger Hütte. Da uns der Hüttenwirt der Winnebachseehütte vor Gewittern am frühen Nachmittag warnte, ging es zeitig los in Richtung Bachfallenferner (Bild links; der tiefste Punkt der Gebirgskette im Hintergrund ist die Gaislehnscharte, die wir überqueren werden). Obwohl wir wieder mit schwerem Gepäck unterwegs waren, kamen wir zügig voran und erreichten gegen neun Uhr den Beginn des Gletschers. Da dieser schneefrei und mit einigem Geröll bedeckt war, seilten wir uns noch nicht an, sondern
wanderten bis zu dem Punkt, von wo aus es ausschließlich über Schnee weiterging. Dort zogen wir Klettergurt und Steigeisen an und legten den Weiterweg als Seilschaft fort, wobei der Gletscher stellenweise sogar markiert war (wohl noch vom sogenannten Gletschermarsch) und nicht sonderlich steil ist.
Man bleibt in Aufstiegsrichtung am linken Rand und erreicht nach relativ kurzer Zeit den felsigen Einstieg zur Gaislehnscharte, dem wohl kniffligsten Teil der Tour. Wir hatten uns beim Hüttenwirt
erkundigt, da noch im Internet zu lesen war, dass dieser Aufstieg wegen akuter Steinschlag- gefahr nicht zu empfehlen sei, doch er teilte uns mit, dass ein neuer versicherter Steig (Bild oben links) hinaufführte, den wir ohne Probleme benutzen könnten. Der "versicherte Steig" ist eher ein Klettersteig der Kategorie B und mit
schwerem Gepäck nicht zu unterschätzen. Da wir keine Klettersteigsets dabei hatten, sicherten wir uns mit einer einfachen Bandschlinge - zumindest eine psychologische Hilfestellung im steilen Gelände. Besonders lang ist der Steig allerdings nicht, und schon bald steht man an der 3054m hohen Gaislehnscharte, dem höchsten Punkt der Tagestour. Hier legten wir eine ausgiebige Pause ein, während einer der Gruppe noch schnell auf den Gaislehnkogel (3216m) sprintete
(Bild links). Mit genügend Ruhe wären wir vielleicht mitgekommen, doch vor allem ich hatte wegen der angesagten Gewitter Bedenken und wollte eigentlich so schnell wie möglich an der Amberger Hütte ankommen. Von der Scharte standen uns jedoch noch gut 900 Höhenmeter im Abstieg bevor, die bis zur Wegkreuzung auf etwas über 2700m zudem recht anstrengend waren, da größtenteils über grobe Felsblöcke gestiegen werden musste, die zwar gut markiert waren, aber einiges an Konzentration und
Gleichgewichtsgefühl (mit den schweren Rucksäcken) erforderten (Bild oben rechts; die Scharte befindet sich rechts des in der Bildmitte liegenden Gipfels). Als dann an einer Kehre der Blick nach Westen frei wurde, beschleunigten wir unsere Schritte noch einmal, denn
nun waren nicht nur aufgetürmte Wolken, sondern auch ein ziemlich dunkler Himmel zu sehen. Wir bekamen letztendlich nur ein paar Tropfen und Donnergrollen über dem Sulztalferner ab, allerdings gingen die letzten steilen Höhenmeter ganz schön in Knie und Fußgelenke. Das Ausziehen der Stiefel an der Hütte um kurz vor halb drei war dann wieder ein Erlebnis, das man nur mit einem absolut erleichterten "Ahhhh" kommentieren kann ;-)

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