Hochtourentage in den Stubaier Alpen, Teil 4

Dienstag, 6.8.: Heute geht es zur Hochstubaihütte, mit 3174m definitiv höchster Schlafplatz dieser Hüttentour. Start an der Amberger Hütte ist um 7:30 Uhr, wir haben einen langen Tag vor uns. Das erste Stück ist wieder
angenehm flach, und diesmal gehen wir bis zum Ende des Sulztals, dann steil hinauf bis zum ersten Rastplatz, von dem aus wir den heute zu überquerenden Sulztalferner bereits gut sehen können (Bild oben). Bis zum Beginn des Gletschers ist nun nicht mehr so viel Höhenunterschied zu meistern und auch diesmal können wir ein ganzes Stück unangeseilt überwinden, da die unteren Ausläufer keine Schneeauflage aufweisen. Um kurz nach elf Uhr heißt es dann allerdings: Klettergurte anziehen und anseilen! Im weichen Schnee quälen wir uns zum Wütenkarsattel (3103m; im Bild oben der tiefste Punkt am Horizont), vor
allem die letzte Steilstufe hat es in sich. Hier sind nun schon fast eintausend Höhenmeter überwunden und die Hochstubaihütte bereits sichtbar (im Bild links ganz rechts). Wir wollen jedoch noch einen Gipfel, den Windacher Daunkogel (3348m) mitnehmen und uns dafür weitere 245 Aufstiegsmeter antun. Da ich
am vergangenen Tag den Gipfel leider verpasst habe, ist meine Motivation groß. Obwohl die Beine bereits schwer sind, beeile ich mich und treffe um kurz vor halb zwei auf einem Buckel, den ich zunächst für den Gipfel halte, auf die beiden Schnellsten der Gruppe, die sich intensiv mit dem nächsten Wegstück auseinandersetzen. Vor uns liegt ein äußerst schmaler Grat (Bild oben), der mit losen Blöcken und Steinen bedeckt ist und auf den wir auch noch wenige Meter in sehr fragwürdigem Fels
abklettern müssten. Selbst gesichert ist uns dies zu heikel, daher trete ich schon einmal den Abstieg zum Wütenkarsattel an. Die anderen bleiben noch auf dem Vorgipfelchen, und Stefan, unser Alpinwanderexperte, steigt doch tatsächlich noch zum richtigen Gipfel auf. Glücklicherweise erfahre ich dies erst unten am Sattel und bin froh, dass ich den Eiertanz nicht mit ansehen musste. Als die Gruppe wieder komplett ist, gehen wir am tiefblauen Schmelzwassersee vorbei zur nächsten Scharte, von der wir nun zum zweiten Gletscher, dem Wütenkarferner absteigen. Hier seilen wir nochmals an und erreichen eine Stunde später endlich die wunderbare Hochstubaihütte, wo wir herzlich empfangen werden.

Nach dem Abendessen ist dann doch noch ein Gipfel drin. Der Hohe Nebelkogel (3211m) ist in etwa 15 Minuten von der Hütte mit ein wenig Kraxelei erreichbar und punktet mit einem tollen Panorama, das gerade an diesem Abend mit wunderbaren Wolkenstimmungen
aufwartete - ein gelungener Abschluss von fünf unvergesslichen Tagen, die mich viel Schweiß kosteten, aber auch wunderbare Momente erleben und neue alpine Erfahrung aufbauen ließen!

Der Abstieg ins Ötztal am nächsten Morgen ist eigentlich nicht mehr der Rede wert. Zufällig erwischte ich das Hüttentaxi an der Kleblealm, welches mir über 600 Höhenmeter Abstieg ersparte (nachdem ich schon fast 1200 in den Beinen hatte) und mich für 8€ nach Sölden brachte.

Meine Mitwanderer Felix und Stefan haben übrigens >> hier << ebenfalls berichtet.

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