Frühlingstour auf den Kramer (1985m)

Dass es erst nach dem Jahreswechsel so richtig Winter wird, daran hat man sich ja schon fast gewöhnt. Aber dass Mitte Februar schon eine Frühlingstour zu Fuß auf den immerhin fast 2000m hohen Kramer möglich ist? Das ist doch schon irgendwie gewöhnungsbedürftig.

Trotz wieder leicht steigender Inzidenz entschied ich mich für die klimaschonende Anreise mit den Öffentlichen. Wie erwartet war im Zug um 7:13 Uhr (ab München) auch nicht viel los. Gut eine Stunde später erreichte ich Garmisch-Partenkirchen. Nach einem kurzen Stück durch den Ort gelangte ich zur Forststraße, die zum Gasthaus St. Martin führt. Leider musste ich hier feststellen, dass der Akku meiner Kamera offensichtlich nicht geladen war. 

Es würde nicht das einzige heute ungenutzte Utensil bleiben, aber das war mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar.

Über den Wanderweg stieg ich höher und genoss die Sonnenstrahlen, die in der steilen Südflanke schon am Vormittag ihre ganze Kraft entfalteten. Und mir fiel auf, dass ich vergessen hatte, wie schön dieser Weg durch lichten Kiefernbestand führt. Oder habe ich mittlerweile einfach ein anderes Auge dafür?

Spätestens am Abzweig Königstand/Kramer war schließlich eine mehr oder weniger geschlossene Schneedecke vorhanden. Allerdings war der Weg von Zufußgehern bereits so gut und fest eingespurt, dass Schneeschuhe das Fortkommen eher erschwert hätten. Also blieben sie weiter am Rucksack... Nur der Blick auf den Gipfelbereich des Kramer erinnerte zwischenzeitlich kurz daran, dass es bis zum Frühling dann doch noch ein wenig dauern wird. 

Gleichzeitig wunderte ich mich schon, dass ich scheinbar die einzige Person am Berg mit Winterausrüstung war. Bin ich mittlerweise zu "old fashioned", dass ich Mitte Februar Schneeschuhe, Lawinenpiepser, Sonde und Schaufel mitnehme, oder sind die anderen einfach zu lässig - und vielleicht sogar fahrlässig? Irgendwie habe ich bis jetzt noch keine richtige Antwort darauf gefunden. 

Als ich den Sattel zwischen Kramer und Katzenkopf erreichte, überlegte ich kurz, letzteren anzusteuern. Dann hätte das Geschleppe bald ein Ende und ich wäre sicherlich nicht allzu spät wieder zuhause. Andererseits: Das Wetter war einfach genial und mein Bewegungsdrang nach den vielen kleineren und vor allem höhenmeterarmen Ausflügen der letzten Wochen noch nicht wirklich gestillt. Also wandte ich mich gen Westen und steuerte - wie alle anderen - zunächst den Mittergerngipfel an. 

Nach einem kurzen steilen Stück ließ ich mich auf einem schneefreien Fleckchen zu einer Pause nieder. Von hier konnte ich den Weiterweg durch die schattige Nordflanke gut einsehen. Auch hier war offensichtlich schon fleißig gespurt worden. Und somit ließen es sich die meisten Anwesenden auch nicht nehmen, tatsächlich den Hauptgipfel des Kramers anzusteuern. 


Nachdem die Energiespeicher wieder aufgefüllt waren, ging auch ich dieses potentiell lawinengefährliche Stück an. Der Schnee war jedoch noch nicht aufgeweicht, sodass ich den Hang ohne schlechtes Gefühl queren konnte. Anschließend folgten noch zwei recht steile Aufstiege, die mich mit meinem schweren Rucksack ordentlich ins Schwitzen brachten. Da leider der eigentliche Gipfel schon besetzt war, steuerte ich gleich den Kreuzgipfel an.

Nachdem schon auf dem Weg immer mehr Leute unterwegs waren, war ich nicht mehr davon ausgegangen, hier noch Ruhe und Einsamkeit zu finden. Es war allerdings so wuselig, dass ich bald wieder das Weite suchte. Mittlerweile war auch klar, dass der Weg zur Stepbergalm gut ausgetreten war, also schlug ich diesen (zunächst an ein, zwei Stellen nicht unbedingt unanspruchsvollen) Weg ein, um aus der Wanderung eine schöne Rundtour zu machen. 

Auf einer schneefreien Latschenwurzel genoss ich nochmal für ein paar Minuten die Sonne und die Aussicht, bevor es über die Stepbergalm hinunter nach Garmisch-Partenkirchen ging.

  • Tourdatum: Samstag, 20.02.2021
  • Zeitbedarf (ohne Pausen): Aufstieg knapp 4 Stunden, Abstieg ca. 3 Stunden
  • Zugverbindung hin: München-GAP 7:13 Uhr Abfahrt, 8:24 Uhr Ankunft
  • Zugverbindung zurück: GAP-München 17:05 Uhr Abfahrt, 18:26 Uhr Ankunft
  • Höhenmeter: Rund 1300
  • Lawinenlage: Warnstufe 1, ansteigend auf 2 durch starke Erwärmung (Nassschnee, Gleitschnee)

Kommentare

  1. Schöne Runde zum Frühlings-Einläuten. Ich hab die vor ein paar Jahren auch mal im Januar bei sehr geringer Schneelage gemacht. Mittlerweile ist ja auch der Winter zurück...

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    1. Der kann meinetwegen ganz schnell wieder abhauen! ;-) Auch wenn ich diesen Winter nicht einmal auf Skiern gestanden habe, mag ich jetzt echt lieber endlich richtig Frühling haben :-)

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