Karwendel-Highlights, Teil 1

Highlights waren es im wahrsten Sinne des Wortes, die ich an einem traumhaften Wochenende Anfang August 2024 besuchte: Am ersten Tag bestieg ich mit der Östlichen Karwendelspitze den höchsten Karwendelberg Deutschlands, am zweiten Tag folgte mit der Birkkarspitze die höchste Erhebung des gesamten Gebirgsstocks.

Normalerweise bietet sich natürlich Scharnitz als Ausgangspunkt an. Da ich jedoch wegen des mitgeführten Fahrrads in Garmisch-Partenkirchen nicht nochmal umsteigen wollte, nahm ich die Direktverbindung (7:13 Uhr) von München nach Mittenwald. Etwas verspätet stieg ich dort um kurz nach 9 aus dem Zug. Nach einem Versorgungsstopp beim örtlichen Bäcker kurvte ich weiter Richtung Süden und zunächst entlang der jungen Isar, dann der Beschilderung folgend durch das Naturschutzgebiet Riedboden. Leider übersah ich am Ende eine Abzweigung und fuhr quasi zurück nach Mittenwald - und ich wunderte mich noch, dass Isar und Bundesstraße plötzlich rechts von mir verliefen... Naja, zurück an der Riedalm fuhr ich also abermals nach Süden. Ich ärgerte mich ein wenig, da ich eigentlich keine Zeit verlieren wollte. Mit der Östlichen Karwendelspitze hatte ich ja noch ein nicht gerade kleines Gipfelziel vor mir - und spätestens zum Abendessen will man doch an der Hütte sein. Um zehn Uhr erreichte ich nach dieser Ehrenrunde endlich den Parkplatz an der Isarbrücke. 5 Stunden sind hier als Gehzeit bis zum Karwendelhaus angegeben. Mit dem Radl geht es natürlich um einiges schneller, selbst wenn man wie ich das letzte steilere Stück zu Fuß geht. 

Die Alm etwas unterhalb des Karwendelhauses erreichte ich um zwanzig vor eins - als Zielmarke hatte ich mir 13 Uhr gesetzt, somit war ich gut im Zeitplan. Ich machte nochmals kurz Pause und steuerte dann den nicht bzw. nur mit Steinmännern markierten Steig auf die Östliche Karwendelspitze an.

Mittig die Östl. Karwendelspitze; rauf geht's über den Schuttstrom zwischen den Latschen, dann in einer langen Querung nach links und schließlich über die hier sichtbare Flanke ziemlich direttissima hinauf

In der baumlosen Südflanke war es wie erwartet sehr heiß, weshalb ich froh um einen gelegentlichen Windzug war. Mit jedem Meter wurde dafür die Aussicht besser und besser; insbesondere meine Ziele für den Folgetag, Ödkarspitzen und Birkkarspitze, setzten sich fotogen in Szene. 

Blick zum Hochalmsattel, man sieht außerdem gut, wo der Steig herkommt (fast ganz rechts die Birkkarspitze)

Der Steig ist übrigens fast durchgehend einwandfrei erkennbar und für Bergerfahrene auch nicht sonderlich schwierig. Schwindelfrei sollte man aber schon sein, da die Flanke recht steil ist und ein Blick nach unten an der ein oder anderen Stelle durchaus schwindelerregend sein kann. Weiter oben wird aus dem Gras- ein Schutt- bzw. Bröselhang - hier sollte man zudem mit diesem Gelände vertraut sein, denn es bleibt steil.

Nachdem auf den letzten Metern auch noch hier und da die Hände zum Einsatz kommen (trotzdem nur maximal Einserstellen), darf man sich am Gipfelkreuz über eine wirklich umfassende Aussicht freuen. 

Auch wenn ich gern allein am Berg unterwegs bin, war es doch irgendwie nett, das Gipfelglück mit einem Pärchen teilen zu dürfen. Als die beiden sich abstiegsbereit machten, spurtete ich noch schnell zum nicht mal 5 Minuten entfernten eigentlichen Gipfel. Hier ist am Ende etwas mehr Kraxelfreudigkeit gefragt (kurz II).

Blick vom höchsten Punkt zum Kreuz

Um 15:10 Uhr packte schließlich auch ich meine Sachen zusammen und trat den Abstieg an. Ich hatte mir offen gelassen, ob ich den laut Beschreibungen etwas anspruchsvolleren Weg durch das Grabenkar nehmen würde. Da sich das Pärchen für diese Variante entschieden hatte und ich wirklich keine Lust auf den steilen Bröselabschnitt in der Südflanke hatte, folgte ich ihnen (und einigen roten Farbkleksen) hinab ins Kar. 

Ich holte sie recht schnell ein und so stiegen wir einige Zeit gemeinsam ab. Im oberen Teil ist tatsächlich etwas Vorsicht geboten, da viel loser Schutt herumliegt und das Gelände nicht minder steil ist als die Südseite. Hat man den schrofigen Abschnitt geschafft, wird man jedoch mit einer rasanten Geröllabfahrt belohnt.

Weiter unten wird es schließlich wieder grüner, dafür muss man etwas aufpassen, den richtigen Weg nicht zu verlieren. 

Rückblick ins Grabenkar

Auf ca. 1800m trifft man dann wieder auf den Anstiegsweg und hat damit quasi kaum mehr Höhenmeter vor sich. Es ist jedoch noch ein wenig Strecke zu machen: Am besten ohne Höhenverlust über den Maximiliansweg zum oder bis kurz vor den Hochalmsattel und von dort über den breiten Fahrweg zum Karwendelhaus. Nachdem ich im Schatten einer Latsche nochmals Pause gemacht hatte (ich musste noch ein wenig Proviant vernichten, hatte beim Bäcker doch ein wenig zu ausschweifend eingekauft), erreichte ich ziemlich genau um 17 Uhr die Hütte. Perfekt, um vor dem Abendessen gemütlich anzukommen, mich anzumelden und mein Schlaflager zu beziehen. 

Östl. Karwendelspitze vom Hochalmsattel

Der weitere Abend verlief dank guter Gesellschaft (liebe Grüße an Werner und Frank :-) ) wie im Flug. Auch die Nacht war trotz vollbesetztem Lager verhältnismäßig erholsam, sodass ich am nächsten Tag voller Vorfreude zur Fortsetzung meiner Karwendel-Highlights-Tour aufbrechen konnte.

  • Tourdatum: Samstag, 10.08.2024
  • Zeitbedarf (ohne Pausen): 
    • Mittenwald - Beginn der Steigung zum Karwendelhaus (ca. 1300m) mit dem Rad (und inkl. "Ehrenrunde"): gut 2 Stunden
    • Beginn der Steigung zum Karwendelhaus - Hochalm (wenig unterhalb des Karwendelhauses): knapp 1 Stunde
    • Hochalm - Östl. Karwendelspitze: gut 1,5 Stunden
    • Östl. Karwendelspitze - Karwendelhaus: 1,5 Stunden
    • Gesamt: 6-6,5 Stunden
  • Höhenmeter: 1650 rauf, 780 runter
  • Wegstrecke: 37 km, davon knapp 27 mit dem Rad und 10 zu Fuß (fährt man keine Ehrenrunde, kann man bei den Radlkilometern 5 abziehen)

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