Karwendel-Highlights, Teil 2
Die Überschreitung der Ödkarspitzen stand schon länger auf meiner Wunschtourenliste. Als ich Mitte August 2024 als Ausgleich für ein ausgefallenes Hochtourenwochenende mit dem DAV Freising "babyfrei" bekam, stand das Ziel für mich schnell fest. Hinzu kam, dass ich aus irgendeinem Grund unbedingt das Fahrrad mitnehmen wollte. Und da bietet sich natürlich ein Ausflug ins Karwendeltal an.
Nachdem ich am Vortag die Östliche Karwendelspitze besucht und auf dem Karwendelhaus übernachtet hatte, begrüßte mich auch der 11. August 2024 mit einem herrlichen Sommermorgen.
Gegen 7:50 Uhr ging es los. Zunächst wählt man den Weg Richtung Birkkarspitze, biegt dann aber unterhalb der düsteren Nordwände der Ödkarspitzen rechts ab Richtung Pleisenhütte (übrigens auch ein sehr schöner Hüttenübergang). Über eine steile Steiganlage gelangt man auf den begrünten Ausläufer des Nordwestgrats der Westlichen Ödkarspitze.
Ab hier wird es nun langsam alpin, der Weg ist aber vorbildlich markiert und somit nicht zu verfehlen. Trittsicherheit im schuttigen und teils abschüssigen Gelände sollte allerdings vorhanden sein.
Nach einer eher sanften, nur leicht ansteigenden Querung durch ein Kar wird es an dessen Ende nochmals steil.
Die Geländestufe ist jedoch schnell überwunden und spätestens im wieder flacheren Teil steht man endgültig in einer faszinierenden Mondlandschaft.
Von hier ist es auch nicht mehr allzu weit bis zur ersten, der mit 2712m niedrigstens der drei Ödkarspitzen. Trotzdem: Was für eine Aussicht!
Westen: Große Seekarspitze und Co., im Hintergrund das Wetterstein-Gebirge |
Süden: Trotz hoher Temperaturen setzt sich auch der Alpenhauptkamm in Szene |
Norden: In der linken Bildhälfte der Weg zum Karwendelhaus, in Bildmitte oben die am Vortag bestiegene Östliche Karwendelspitze |
Osten: Hier geht es weiter zur Mittleren Ödkarspitze |
Um zum nächsten Gipfel zu gelangen, muss man nur ein klein wenig absteigen - schon nach wenigen Minuten ist die 2738m hohe Mittlere Ödkarspitze erreicht. Hier ließ ich mich für eine kurze Pause nieder.
Rückblick |
Keine 15 Minuten nach meinem erneuten Aufbruch stand ich schließlich schon neben dem Gipfelsteinmann der Östlichen Ödkarspitze - und konnte neben einer wunderbaren Rückschau auch das mächtige Bollwerk der Birkkarspitze bewundern.
Die letzten Meter zur Östlichen Ödkarspitze |
Blick zurück |
Die mächtige Birkkarspitze - wie so oft wirkt der Berg in der Draufsicht viel steiler (der Aufstieg erfolgt in der sonnenbeschienenen Flanke direkt unterhalb des Gipfels) |
Der Abstieg hinab in den Schlauchkarsattel stellt das anspruchsvollste Stück der Überschreitung dar: Es ist steil, die schwierigsten Stellen sind aber mit Stahlseil gesichert. Im Sattel trifft man dann (zumindest bei gutem Wetter) auf viele viele Bergmenschen, die sich den "Traumpfad München-Venedig" vorgenommen haben. Der Übergang vom Karwendel- zum Hallerangerhaus stellt dabei die längeste (und vermutlich auch anspruchsvollste) Etappe dar. Trotzdem steuern - verständlicherweise - wahrscheinlich die meisten auch noch den optionalen Abstecher zur Birkkarspitze an.
Aus dem Schlauchkarsattel sieht die Gipfelflanke schon weit weniger abweisend aus |
Gut gesichert geht es hinauf |
Auch ich ließ es mir natürlich nicht nehmen, dem höchsten Karwendelberg noch einen Besuch abzustatten. Es war zwar viel los, aber anders hätte ich es an einem solchen Traumtag auch nicht erwartet. Auch hier geht es steil zur Sache, aber auch hier sind einige Meter Stahlseil verbaut. Nach 15 Minuten konnte ich bereits ein Gipfelbild schießen - und suchte mir anschließend ein gemütliches Plätzchen etwas abseits. Was für ein Panorama!
Traumziel Kaltwasserkarspitze |
Hauptkamm |
Tiefblick zum Schlauchkarsattel und Rückblick zu den Ödkarspitzen |
Hier muss ich gleich noch runter... |
Trotz des phänomenalen Ausblicks blieb ich nicht allzu lange, denn ich musste ja nicht nur bis zum Karwendelhaus absteigen, sondern von dort weiter nach Mittenwald wandern bzw. radeln und außerdem noch mit dem Zug bis nach Freising zurück fahren.
Also stieg ich wieder hinab zum Sattel und direkt weiter ins namensgebende Schlauchkar.
Bröselsch... |
Rückblick |
Schlauchkar von unten |
Bis zum Karwendelhaus benötigte ich von hier doch eine gute Stunde, was neben den zu "vernichtenden" knapp 900 Höhenmetern (Sattel bis Hütte) vor allem am recht anspruchsvollen Gehgelände im oberen Teil liegt. Hier muss ständig auf lose Steine geachtet werden - Trittsicherheit kein Luxus!
Die Hütte erreichte ich um 14 Uhr. Dankbar füllte ich meine Trinkflaschen an der außenliegenden Zapfstelle auf und ging gleich weiter.
Nach einem entgegen meiner Erwartungen noch recht langen Abstieg bis zum Fahrrad (ich machte mir zwischenzeitlich schon Sorgen, ob ich es nicht gut genug abgesperrt oder vielleicht sogar übersehen hatte) konnte ich es gegen 15 Uhr endlich rollen lassen - was für eine Wohltat!
Mittenwald erreichte ich schließlich um viertel nach vier. Die Dreiviertelstunde Wartezeit investierte ich gerne für die Direktverbindung nach München (Abfahrt um 17:04 Uhr), denn ich wollte auf keinen Fall in Garmisch-Partenkirchen umsteigen müssen. Praktisch ist, wenn man außerdem bis zur Endhaltestelle fährt. Im immer voller werdenden Zug genoss ich sowohl einen Sitzplatz als auch das Stück Schokokuchen, das ich am Tag vorher in Mittenwald gekauft und über fünf Gipfel wieder zurück nach Mittenwald getragen hatte - das Sahnehäubchen dieses in jeglicher Hinsicht genialen Wochenendes.
- Tourdatum: Sonntag, 11.08.2024
- Zeitbedarf (ohne Pausen): Karwendelhaus - Östl. Ödkarspitze ca. 2,5 Stunden, Östl. Ödkarspitze - Birkkarspitze 1 Stunde, Birkkarspitze - Karwendelhaus gut 1 Stunde, Karwendelhaus - Mittenwald 2 Stunden, Gesamt 6,5 Stunden
- Höhenmeter: Etwa 1100 hoch, gut 1800 runter
Auf den zweiten Teil des Karwendelberichts hatte ich schon gewartet. :-) Glückwunsch zur höchsten Karwendel-Überschreitung und zu den vielen schottrig-schönen Eindrücken, die Du dabei gesammelt hast. Hach, Karwendel!
AntwortenLöschen