Natur- und Artenschutz im Alpenraum: Wald-Wild-Schongebiete
Aus aktuellem Anlass habe ich das Gefühl, heute einen Artikel nicht über eine Bergtour, sondern ein allgemeines Thema schreiben zu wollen (oder müssen? - klingt ein wenig hochtrabend, drückt aber meine Gefühlslage eigentlich besser aus).
Es geht um Naturschutz in den Bergen - in diesem Fall konkret um Wald-Wild-Schongebiete.
Immer mehr Menschen drängen derzeit in den Alpenraum, wollen sich dort erholen und die Natur genießen. Vielen - gerade denjenigen, die neu in das Thema einsteigen - ist vermutlich nicht unmittelbar bewusst, dass dort auch Wildtiere leben, die immer stärker in Bedrängnis geraten und teilweise in vielen Gebieten kurz vor der Ausrottung stehen. Insbesondere im Winter haben es die Tiere schwer, da sie weniger Futter finden und eigentlich jede unnötige Aktivität vermeiden. Werden sie von Winterwanderern, Skitouren- oder Schneeschuhgeher*innen aufgeschreckt, verlieren sie durch Fluchtreaktionen viel wertvolle Energie, was im Extremfall zum Tod führen kann.
Der DAV hat daher gemeinsam mit anderen Naturschutzorganisationen sogenannte "Wald-Wild-Schongebiete" ausgewiesen. Diese sollten ab dem Spätherbst und besonders bei Schneelage nicht betreten werden. Für den bayerischen Alpenraum gibt es hier Übersichten der Schongebiete und hier weitere Informationen zu dem Thema. Auch auf alpenvereinaktiv.com können Touren entsprechend gefiltert werden. In den Alpenvereinskarten sind die Schongebiete ebenfalls eingezeichnet. Auf Outdooractive werden Informationen über Schutzgebiete der ausgewählten Tour unter "Aktuelle Infos" angezeigt - leider nicht wirklich intuitiv auffindbar und auch nicht vollständig (obwohl Wald-Wild-Schongebiet angegeben wird, wird nur darauf hingewiesen, dass man die Wege nicht verlassen sollte, was in dem Fall zu kurz greift).
Johannes von Berg-Ge(he)n hat ebenfalls einen schön prägnanten Artikel zu den Thema geschrieben.
Man mag sich nun fragen, ob angesichts des Ansturms auf Gebiete wie die Berge rund um den Spitzingsee kleine Areale wie das am Südan- bzw. -abstieg vom Rauhkopf wirklich etwas zum Schutz der Tiere beitragen können. Aber ich sag's mal so: Jemand hat sich dabei etwas gedacht, auch wenn sicher das ein oder andere Areal ohne den Einfluss der Alpennutzungslobby größer ausgefallen wäre. Und solange wir selbst keine Expertinnen oder Experten sind, wäre es meiner Ansicht nach am besten, die Gebiete so zu akzeptieren und dadurch auch mit gutem Beispiel voranzugehen. Denn gibt es nicht genügend Wege, die alternativ nutzbar wären? Lassen wir den Tieren wenigstens die letzten Rückzugsorte - jede aussterbende Art macht unsere Welt doch irgendwie ärmer. Und dabei sind gerade die Alpenvögel wirklich faszinierend, wie ich finde.
Wollen wir uns das nicht erhalten? Eine geniale Begegnung im Allgäu im Juni 2019. |
Wie gesagt, viele Menschen wissen vermutlich gar nicht um die Problematik und sind gerne bereit, kleine Einschränkungen in Kauf zu nehmen. Daher halte ich weitreichende Information für extrem wichtig. Vielleicht kann mein Artikel ja einen kleinen Beitrag hierzu leisten.
Wer mehr über die bayerische Tier- und Pflanzenwelt erfahren möchte, dem sei übrigens z.B. die Seite BayernTourNatur empfohlen. Hier finden sich - oftmals sogar kostenlose - geführte Natur-Exkursionen in ganz Bayern.
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