
Samstag
Morgen traf ich mich mit meiner Kollegin Diana, ihrem Mann Eike und dem
Freund einer Kollegin, Oscar, am Plochinger Bahnhof - um 6:30 Uhr. Da
die Straßen relativ frei waren, brauchten wir nur knapp zwei Stunden bis
Immenstadt, wo wir das Auto abstellten und mit der Mittagbahn auf den
ersten Gipfel unserer Tour, den Mittag (1451m), fuhren. Nach ein paar
Fotos ging es zum nicht weit entfernten Bärenköpfle (1463m),

wo
wir ein wenig verwirrt vom nicht am höchsten Punkt angebrachten
Gipfelkreuz weiter nach dem eigentlichen Gipfel und dem Grat suchten,
dem wir ja im Zuge unserer Wanderung folgen sollten. So "vertrödelten"
wir ein wenig Zeit, konnten gegen 10:30 Uhr dann aber den nächsten
Gipfel erkennen: den Steineberg (1683m), auf den eine 17m hohe Leiter
führt. Dies ist die Schlusspartie des kleinen Klettersteiges, der leider
aufgrund eines Erdrutsches nicht begehbar war. Nach kurzem Zögern
entschlossen wir uns gegen die ebenso mögliche Umgehung der Leiter und
für ein

kleines
bisschen Abenteuer. Da die Leiter nicht senkrecht steht, sondern sich
praktisch an den Berg anleht, war das Ganze allerdings harmloser als wir
gedacht hätten. Weiter ging es dann über zum Teil mit Stahlseilen
gesicherten "Kletter"-Passagen zum Stuiben (1749m), den wir gegen 12:20
Uhr erreichten. Dort gönnten wir uns auch die erste ausgedehnte
Gipfelrast. Den Sedererstuiben (1737m) nahmen wir sozusagen im
Vorbeigehen mit, Buralpkopf

(1772m)
und Gündleskopf (1748m) folgten nach einigen Kilometern sehr schöner
und zum Teil recht luftiger Gratwanderung. Nach einer kleinen Pause ging
es um kurz nach 14 Uhr weiter, zur über 200Hm tiefer liegenden
Gündlesscharte, wo das härteste Stück Arbeit beginnt: der etwa 300Hm
starke, gerade im letzten Drittel sehr steile Aufstieg zum Rindalphorn
(1822m). Glücklicherweise

stand uns danach nur noch ein Gipfel bevor, den wir zunächst in nicht
weiter Ferne vermuteten. Mir kamen jedoch gleich Zweifel auf, dass der
von oben sichtbare Einschnitt zwischen den beiden Bergen wie in der
Wanderbeschreibung angekündigt wirklich 200Hm unter uns lag. Und so
stellte sich heraus, dass es sich bei dem vermeintlichen Gipfel
lediglich um einen Nebengipfel des Rindalphorns handelte - von wo aus
wir dann das endgültig letzte Stück Weg sehen konnten: 200Hm bergab in
die Brunnenauscharte und wieder 200Hm bergauf zum Hochgrat

(1834m), den wir um kurz nach halb fünf erreichten. Lange hielten wir
uns hier jedoch nicht auf, da mittlerweile dunkle Wolken aufgezogen
waren. Nach knapp 30 Minuten Abstieg kamen wir dann müde und hungrig am
Staufner Haus (1634m) an, unserer Herberge für die Nacht. Wir bezogen
unser gemütliches Vierer-Zimmer und genossen das überaus leckere
Abendessen (Allgäuer Kässpatzen mit Bergkäse und Röstzwiebeln) im gut

gefüllten
Speiseraum, während wir das zunehmend schlechter werdende Wetter
beobachteten. Die Entscheidung, ob wir noch das restliche Stück der
Nagelfluhkette erwandern wollten, verschoben wir auf den nächsten
Morgen.
Die Nacht war für mich sehr kurz, aber nach einem tollen Frühstück mit schwarzem, starken Kaffee fühlte ich mich wieder

einigermaßen
fit. Da das Wetter allerdings zu wünschen übrig ließ, entschieden wir
uns für den Abstieg. Welchen wir dann auch zu Fuß bewältigen mussten, da
die Hochgratbahn aufgrund von Regen und Wind nicht fahren konnte. An
der Talstation angekommen, mussten wir leider feststellen, dass wir eine
Stunde auf den nächsten Bus hätten warten müssen, weswegen wir
beschlossen, die Stunde nach Steibis zu Fuß zu laufen. Da die Strecke
mit der Busstrecke übereinstimmte (und damit nicht sehr schön zu gehen
war), liefen wir jedoch nur die Hälfte des Weges und wollten an einer
der Haltestellen auf den Bus warten.

Wir
stellten uns auf einer Terrasse unter, von der wir vom Besitzer des
Hauses sehr barsch vertrieben wurden. Also auf zur nächsten Haltestelle!
Dort warteten wir dann noch etwa 15 Minuten auf den Bus, der uns
schließlich nach Oberstaufen fuhr. Vor Abfahrt unseres Zuges nach
Immenstadt hatten wir glücklicherweise noch Zeit, uns einen "Coffee to
go" zu holen. Der tat gut, denn mittlerweile waren der Regen und die
Kälte selbst durch meine gute (und eigentlich wasserdichte) Jacke und in
meine Schuhe gekrochen. Knapp drei Stunden nach unserem Aufbruch am
Staufner Haus gelangten wir dann schlussendlich am Auto an.
Fazit:
Die Nagelfluh-Gratwanderung ist eine anstrengende, aber wirklich
interessante und abwechslungsreiche Tour, die wir gerne bis zum Ende
gegangen wären! Wir haben irgendwas zwischen 1400 und 1500 Höhenmeter im
Aufstieg und mindestens ebenso viel im Abstieg bewältigt. Wir haben
wunderschöne Ausblicke ins Allgäu und in die Alpen genießen können. Wir
haben gegen Regen und Wind gekämpft. Und ich habe das erste Mal auf
einer Hütte übernachtet. Es war einfach toll!!
P.S.: Die Bilder (außer das vom Essen und das erste im Regen) sind von Diana,
hier geht es zu den von mir geschossenen Favoriten.
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