Winterüberschreitung der Ruchenköpfe (Westgrat, IV und Schnittlauchrinne)

Dieses Mal sollte es klappen: Die Winterbegehung des Westgrats der Ruchenköpfe - eine Tour, die schon länger auf unserer Wunschliste stand. Nachdem die Unternehmung im vergangenen Jahr nicht mit einem Gipfelerfolg geendet und wir uns daraufhin den Grat im Sommer noch einmal genauer angesehen hatten, wagten wir nach dem kleinen Wintereinbruch am zweiten Aprilwochenende einen erneuten Versuch, den Westgrat (Schlüsselstelle IV, sonst leichter) unter erschwerten Bedingungen zu begehen.


Im Gegensatz zum letzten Versuch gingen wir es gemütlich an: Eine Übernachtung auf dem Rotwandhaus sollte uns die nötigen Zeitreserven verschaffen. Die Nacht hatte den Bayerischen Voralpen gut 10cm Neuschnee beschert, was für absolutes Winterfeeling sorgte.


Der Zustieg zur Tour ging dank der guten Setzung des Altschnees trotz allem auch ohne Schneeschuhe recht gut vonstatten, sodass wir um kurz nach zehn am Einstieg ankamen.


Da der Fels stellenweise nass war, die Griffe und Tritte eine Schneeauflage hatten und wir mit schweren Rucksäcken und dicken Schuhen kletterten, sorgte bereits die Einstiegsverschneidung (II+) für entsprechenden Nervenkitzel. Dies und der Wunsch, das eigenständige Absichern weiter zu üben, veranlasste uns dazu, das Seil auszupacken. So kamen wir zwar nur langsam, aber kopfmäßig etwas befreiter voran.


Die Sonne blieb uns entgegen der Vorhersage leider nur sehr kurz treu - die hohen Wolken lösten sich zwar nach und nach auf, von unten kamen jedoch neue hinzu, sodass der Himmel nach kurzer Zeit wieder vollkommen bedeckt war.


Da aufgrund dessen auch die gefühlte Lufttemperatur weitaus unter dem lag, was wir eingeplant hatten, war bald klar, dass die mitgeführten Kletterschuhe nicht zum Einsatz kommen würden. Im größtenteils relativ einfachen Gelände, welches wir auch immer wieder ohne Sicherung begingen, waren die hohen und wasserdichten Stiefel natürlich sowieso die bessere Wahl.
 

Für die Schlüsselstelle allerdings - immerhin eine IV mit Reibungskletterei - hätten wir gerne etwas mehr Flexibilität und Felsgefühl gehabt. Dass es letztendlich auch mit den fetten Schuhen geklappt hat, stimmt uns hinsichtlich größerer Touren, bei denen ein solches Klettern erforderlich ist, natürlich optimistisch.

Der "Weiberschreck", den wir ja bei unserer Sommertour unabsichtlich umgangen waren, konnte uns danach nicht mehr in Schrecken versetzen...


... sodass wir zwar müde, aber sehr zufrieden am Gipfel ankamen.



Schnell stand für uns auch fest, dass wir für den Abstieg die Schnittlauchrinne wählen würden, denn ein Alleingänger, dem die Route bekannt war, hatte diese bereits gespurt. Da außerdem der Schnee gut gebunden war und aufgrund der fehlenden Sonneneinstrahlung eine Selbstauslösung von Lawinen auch im steilen Gelände unwahrscheinlich erschien, hielten wir dies unter der Voraussetzung, dass Geitau unser Ziel sein sollte, für die sinnvollste Alternative.

Wir folgten daher nach einer kurzen Brotzeit - das Wetter lud ja leider wirklich nicht zum langen Verweilen ein - den Fußspuren, die uns zunächst am Grat...


... dann über ein kurzes Flachstück...


... die tatsächlich sehr steile Schnittlauchrinne hinunter führten.


Weiter unten steuerten wir nicht die Bergwachthütte, sondern den Soinsee an. Nach einem kurzen Marsch an dessen Ufer gelangten wir auf den gut ausgetretenen Wanderweg, der uns über die Schellenbergalm nach Geitau führte, wo wir uns zufrieden in die BOB setzten.

Ungefährer Abstieg

  • Tourdatum: Sonntag, 10.04.2016
  • Zeitbedarf: Mit einem Verhauer knapp vier Stunden für den Westgrat (+1 Stunde Zustieg vom Rotwandhaus), Abstieg zum Soinsee ca. 30 Minuten, weiterer Abstieg nach Geitau 1,5 Stunden; Gesamt: ca. 7 Stunden
  • Höhenmeter: Bergauf nicht der Rede wert, bergab ca. 1000
  • Lawinenlage: Warnstufe 1

Kommentare

  1. Schön, dass es dieses Mal geklappt hat. Glückwunsch! Wir haben an diesem Tag auch unser Kletterglück probiert, es letztlich aber etwas ruhiger angehen lassen und waren nur auf der Roßsteinnadel.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke dir! Da ich wegen des Wetters und der daraus resultierenden kalten Finger und Zehen kurz davor war, aufzugeben, bin ich doppelt froh, dass wir es durchgezogen haben :) Hab deinen Bericht schon gelesen und wollte eigentlich auch nochmal einen Kommentar hinterlassen, komme aber im Moment kaum zu irgendwas... Ich melde mich auf deiner Seite aber auch nochmal!

      Viele Grüße

      Rebecca

      Löschen
  2. gratuliere zu dieser tollen tour! die berge in eurer gegend kenn ich leider gar nicht. ich denke, diese lücke sollte ich irgendwann schließen :)
    wünsch euch ein schönes wochenende
    lg aus dem süden

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Dankeschön :) Unsere Berge sind zwar nicht vergleichbar mit euren, aber in ihrer Weise auch schön!

      Dir auch ein schönes (Rest)Wochenende!

      Löschen
  3. Hab soeben Dein Blog entdeckt. Bin beeindruckt von den Bildern und werde bestimmt öfters vorbei schauen. Atemberaubende Touren die ihr da macht.
    Lieber Gruss Claudia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Claudia,

      danke für deine netten Worte! Es freut mich, wenn dir die Beiträge gefallen und du ab jetzt regelmäßig vorbei schaust :)

      Viele Grüße

      Rebecca

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts