Schellschlicht (2053m) im Winterkleid - Eine Winterbergtour par excellence

Was für ein genialer Tag: Sonnenschein pur, ein unverspurter Schneegrat und der aussichtsreiche Gipfel ganz für uns alleine!


Start zu dieser außergewöhnlich schönen Tour ist der Bahnhof Griesen (816m). Da der Zug hierher nur alle zwei Stunden fährt, entschieden wir uns sicherheitshalber für die frühere Variante, sodass wir bereits um 8:30 Uhr unsere Rucksäcke schulterten und uns auf den Weg machten. Gemütlich geht es los; zunächst flach entlang des idyllischen Flussbettes der Naidernach und anschließend leicht ansteigend durch lichten Wald.

Erster Blick zum Tagesziel: Hui, liegt da noch ne Menge Schnee!

Nach gut 30 Minuten gelangt man zu einer Brücke, mit deren Hilfe man die kleine Klamm überwindet und die ich schon von einem früheren Besuch kannte.


Ab hier wird das Gelände steiler, wobei die unendlich vielen Serpentinen einen recht angenehmen Aufstieg ermöglichen. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreicht man schließlich die absolut traumhaft gelegene Schellalm (1479m).


Hier trafen wir auf eine Schneeschuhgeher-Gruppe, die sich bereits im Abstieg befand und der Meinung war, der Schnee im oberen Teil sei zu tief für Fußgänger. Wir wollten uns das Ganze aber wenigstens ansehen - auf Schneegestapfe waren wir ja vorbereitet. Weiter ging es also bergan; der erste Schnee ließ nicht lange auf sich warten. Kurz nach der kleinen Kletterstelle zogen wir dann die Gamaschen über, denn wie erwartet sanken wir trotz der Schneeschuhspur nun bei jedem Schritt kräftig ein.

Blick zum Schellschlicht: Unser Ziel ist noch weit entfernt

Schellkopf (1832m)

Kurz nach der Kletterstelle


Zugspitze und Mieminger im Rückblick

Anstrengend bergauf

Langsam, aber stetig kämpften wir uns so zwischen den Latschen zum Gipfel des unscheinbaren Brandjochs (1957m).


Dass die Schneeschuhspuren hier endeten, überraschte uns und generierte zumindest bei mir eine Mischung aus Freude und Skepsis. Freude, denn der Weiterweg sah ungespurt einfach nur super spannend aus; Skepsis, denn bis zum Schellschlicht war es nicht gerade ein Katzensprung und die Spurarbeit möglicherweise zu anstrengend und zeitaufwändig.

Doch der Blick auf die Uhr entspannte das Ganze: erst halb zwölf - wir würden also noch eine Menge Zeit haben. So machten wir uns nach einer kurzen Pause mit den anderen beiden Zweiergruppen im Schlepptau auf den Weiterweg. Zu unserer Freude waren einige Passagen nur mit wenig Schnee bzw. einer tragenden Harschkruste bedeckt, sodass ein schnelles Fortkommen möglich war.


Auf geht's!


Rückblick, der erste Gratbuckel ist geschafft

Noch haben wir ein Stückchen vor uns


Teils wenig Schnee bzw. tragender Harsch

An wenigen Stellen hatte ich kurze Sehnsucht nach meiner in der Wohnung in Freising hängenden Hochtourenausrüstung, doch mit der nötigen Vorsicht waren alle Stellen gut ohne Eisen und Pickel machbar. Die teils ausgeprägten Wechten konnten ohne Probleme umgangen werden und gaben immer wieder ein schönes Fotomotiv ab.




Nachdem unseren "Verfolgern" bei der ersten kurzen Kletterstelle am Grat (eher nur I, aber splittrig) anscheinend schon nicht ganz wohl war, beschlossen alle vier, den letzten Aufschwung zum Gipfel (kurz II-) nicht mehr anzugehen.




Tatsächlich empfand ich das Stück danach als heikler: eine dünne Schneeschicht auf losem Geröll mahnte zur Vorsicht.



Doch auch dieses Hindernis war im Grunde schnell überwunden, und so standen wir überglücklich um halb eins auf dem einsamen Gipfel - und was für eine Aussicht wir uns da erarbeitet hatten, der Hammer!



Blick auf den Grat, dahinter die Allgäuer Alpen

Geierköpfe und weitere Ammergauer Gipfel

Kreuzspitze


Frieder

Leider ist aber auch auf dem schönsten Berg die Zeit des Genießens irgendwann vorbei. So machten wir uns nach einer halben Stunde wieder auf den Rückweg.




Dank der nun recht breit ausgetretenen Spur benötigten wir zum Brandjoch nur eine halbe Stunde, und auch die (gut besuchte) Schellalm war schnell wieder erreicht.



Ein kurzer Moment des Im-Gras-Dösens war noch drin, dann entschieden wir uns dafür, einen Versuch zu starten, den 15:40 Uhr-Zug noch zu erwischen. Dank schnellen Schrittes schafften wir den restlichen Abstieg tatsächlich in einer guten Stunde und waren so trotz der langen und anstrengenden Tour bereits um halb sechs wieder in München, sodass in Freising sogar noch Zeit für ein entspanntes Eis war. Das frühe Aufstehen hatte sich also in jeder Hinsicht gelohnt!

  • Tourdatum: Donnerstag, 05.05.2016 (Christi Himmelfahrt)
  • Zeitbedarf: Bahnhof Griesen - Schellalm 1,5 Stunden, Schellalm - Brandjoch 1,5 Stunden, Brandjoch - Schellschlicht 1 Stunde, Abstieg 2,5 Stunden, gesamt 6,5 Stunden (ohne Pausen)
  • Höhenmeter: etwa 1300 sowohl bergauf als auch bergab
  • Lawinenwarnstufe: 1 unterhalb 1700m (Nass-/Gleitschnee), 2 oberhalb 1700m (Gleit-/Nassschnee und kleinräumig Triebschnee)

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