Fast auf den Similaun und fast auf die Fineilspitze: Skihochtouren um die Martin-Busch-Hütte

Nachdem wir vergangenes Jahr wegen der schlechten Wettervorhersage gar nicht erst in die Zenralalpen fuhren, wagten wir dieses Jahr einen erneuten Anlauf, ein paar Geburtstags-Skihochtouren-Gipfel um die Martin-Busch-Hütte zu erklimmen. Mittwochs ging's los, das Wetter sollte zum Wochenende immer besser werden.


Mittwoch, 05.04.2017 - Hüttenzustieg

Mit wenig Schnee hatten wir ja gerechnet, aber dass wir mehr als die Hälfte der Strecke zur Hütte würden tragen müssen... Puh, das hätten wir nicht erwartet.

Spaß ist, wenn man trotzdem lacht

Mit dem schweren Gepäck (auch die Eisgeräte wurden das erste Mal an einen richtigen Berg ausgeführt) dauerte es daher mehr als drei Stunden, bis endlich die Hütte im Nebel auftauchte. Entsprechend früh fielen wir in unserem komfortablen Viererzimmer in unsere Betten - für den nächsten Tag hatten wir den Similaun als Gipfelziel auserkoren.

Donnerstag, 06.04.2017 - Similaun (3606m)

Als wir gegen halb sieben beim Frühstück saßen, schneite es leicht. Die Sicht war dementsprechend schlecht, doch wir wollten uns nicht entmutigen lassen. Erstmal steuerten wir gemütlich die Similaunhütte (3019m) an.

Juhuu, Neuschnee :-)

Rechts in der Senke liegt die Similaunhütte

Geschafft! Draußen wütet der Sturm

Eine absolut richtige Entscheidung, denn der immer stärker werdende Wind kühlte uns so schnell aus, dass an eine Pause im Freien nicht zu denken war. Außerdem war, als wir die Hütte gegen 10 Uhr erreichten, die Umgebung sowieso in dichte Wolken gehüllt. Bei diesen Verhältnissen machte es  keinen Sinn weiterzugehen, sodass wir uns erst einmal eine leckere Suppe schmecken ließen. Insgesamt zweieinhalb Stunden schlugen wir die Zeit tot - hauptsächlich mit den Blicken zum Similaun gerichtet. Und tatsächlich: Gegen halb eins riss es endgültig auf! Mit einem anderen Münchner Pärchen stapften wir in freudiger Erwartung los.

12:30 Uhr - weiter geht's!

Angeseilt am Gletscher - die Spuren der etwa eine Stunde vor uns gestarteten Skitourengeher hat der Wind fast schon wieder unkenntlich gemacht.

Unendliche Weiten - und die Vorfreude auf die Abfahrt wächst!

Nachdem es auf dem unteren Teil des Gletschers sogar richtig warm wurde, begrüßte uns weiter oben abermals der schneidende Wind. Und obwohl ich die ganze Zeit über meine dicken Handschuhe getragen hatte, waren am Skidepot meine Finger mal wieder eingefroren. Neben der Höhe gaben mir die Schmerzen beim Auftauen den Rest, sodass ich mich außer Stande fühlte, die letzten einhundert Höhenmeter noch zu bewältigen. Scheiße! Dabei war der Gipfel zum Greifen nah...

Skidepot

Abfahrtsvorbereitungen

Eine kleine Entschädigung gab es anschließend aber noch bei der Abfahrt: Der Neuschnee hatte eine dünne Pulverschicht auf den Gletscher gezaubert, in der es sich traumhaft hinabgleiten ließ.

Der obere Teil, stellenweise noch eher windgepresst

Blick zu Similaunhütte und Fineilspitze

Ein Traum!

Einen zweiten Einkehrschwung in die Similaunhütte ließen wir aus und steuerten stattdessen in direkter Linie die Martin-Busch-Hütte an. Zu unserem Erstaunen konnten wir sogar bis auf die letzten Meter komplett abfahren.

Auch noch ganz nett

Dass wir den Gipfel nicht erreicht hatten, wurmte mich im Nachhinein zwar sehr, doch ich war aufgrund der Wettervorhersage eigentlich sicher, dass wir am nächsten Tag die Fineilspitze erreichen und damit zumindest einen 3000er "einsacken" würden.

Freitag, 07.04.2017 - Fineilspitze (3516m)

Doch manchmal kommt es leider ganz anders. Die "morgendlichen Restwolken", die sich "schnell auflösen" sollten, ließen sich nicht bitten. Allerdings lösten sie sich nicht auf, sondern wurden immer dichter. Dazu bließ abermals ein unbarmherziger Wind, der uns immer stärker auskühlte, je höher wir stiegen - länger als ein paar Minuten stehen bleiben ging nur während der wenigen Sonnenfenster. Wir versuchten zwar, so langsam wie möglich zu gehen und so viele (kleine) Pausen einzulegen wie möglich, um der Sonne mehr Zeit zu geben, sich durch die Wolkendecke zu kämpfen. Kurz unterhalb der Ötzifundstelle mussten wir allerdings einsehen, dass ein Weiterweg keinen Sinn mehr machen würde. Unverhofft überkam mich vor der Abfahrt ein kleiner Heulkrampf. So sehr hatte ich mich auf einen Traumgipfel bei Traumwetter gefreut und so groß war die Enttäuschung, dass es wieder nicht klappen sollte.

Rückblick zur Hütte kurz nach dem Start - das Wetter wird sicher noch!...


Zwischendurch spendierte die Sonne sogar einige wärmende Strahlen

Knapp unterhalb der Ötzifundstelle: unser Umkehrpunkt

Da ich mir beim Aufstieg zur Hütte zudem einige böse Druckstellen am Schienbein zugezogen hatte, konnte ich überdies auch die Abfahrt nicht mehr wirklich genießen. Ein Scheißtag, irgendwie - und irgendwie im Nachhinein doch wieder nicht, denn Scheitern gehört halt zum Bergsteigen dazu. Und auch wenn es hart ist, kann ich zumindest behaupten, dass nicht mangelndes Können, sondern in erster Linie die schlechten Wetterverhältnisse verantwortlich für unsere beiden Abbrüche waren. (Natürlich hätte man auch beide Touren mit Gewalt durchziehen können, aber was hat man davon?)

Also werden wir wohl wiederkommen und unser Glück ein zweites Mal versuchen. Und dabei hoffen, dass wir dann die Skier nicht den gesamten Weg von der Hütte nach Vent tragen müssen...

Ok, hier hätte man noch fahren können, aber gelohnt hätte es sich nicht und die Skier waren schon so schön am Rucksack verstaut...

Kommentare

  1. Tja, da hat Euch das Wetter ja einen ganz schönen Streich gespielt. Schade! Ich kenne das auch, mit leeren Händen wieder absteigen zu müssen. Ist frustrierend, aber kommt immer mal wieder vor. Ich wünsche Euch mehr Erfolg beim nächsten Mal!

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    1. Danke dir, beim nächsten Mal wird's hoffentlich besser. Und schlimm ist es ja meist nur im unmittelbaren Moment des Abbruchs - ein bisschen Abstand und man sieht nur noch die schönen Dinge der Tour.

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  2. Hey Rebecca,
    Erfrierungen sind es nie Wert. Einmal zu lange warten und du hast ein Leben lang was davon ;)
    Also ärger dich nicht, die beiden Gipfel stehen auch nächstes Jahr noch da.
    Schöne Grüße
    Flo(h)

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    1. Hey Flo(h),

      ich denke, von Erfierungen war ich noch ein ganzes Stück entfernt ;) Da ich mir aber jetzt noch richtig kuschlige Fäustlinge gekauft habe, klappts hoffentlich wirklich beim nächsten Mal!

      Viele Grüße

      Rebecca

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