In vier Tagen durch's Landschaftsjuwel Steinernes Meer

Es muss nicht immer hoch und weit sein: Mit meiner Mom ging es Ende Juli für vier Tage in die Berchtesgadener Alpen. Eine landschaftlich einzigartige Tour führte uns von der Wimbachbrücke über die Wimbachgrieshütte, das Ingolstädter Haus und die Peter-Wiechenthaler-Hütte nach Saalfelden.


Tag 1: Wimbachbrücke (ca. 640m) bis Wimbachgrieshütte (1327m) - 700 hm ↑ , 3,5 Stunden*

Ankunft in Berchtesgaden: Starkregen. Diesen saßen wir erst einmal aus und starteten schließlich gegen 12 Uhr Richtung Wimbachgrieshütte. Da die Sonne gleich im Anschluss ihr Bestes gab, wurde es augenblicklich so richtig schön schwül. Und als ob das nicht genug wäre, trachteten uns auch noch laufend stechwütige Bremsen nach unserem Blut - an einen entspannten Aufstieg war daher zunächst nicht zu denken. Die erste wirkliche Pause gönnten wir uns erst, nachdem wir hinter dem Wimbachschloss endlich aus dem (ersten) bewaldeten Teil des Aufstiegs heraustraten.


Danach folgte zwar auch noch einmal Baumbestand, doch da wir schon ein paar Höhenmeter gemacht hatten, waren die gemeinen Biester nicht mehr ganz so penetrant und wir konnten den Aufstieg somit ein wenig mehr genießen.


Um halb vier erreichten wir schließlich die wunderschön gelegene Hütte. Auf der noch zu einigermaßen späten Stunde sonnenverwöhnten Terrasse ließen wir uns später das Abendessen in Form von Kaspressknödeln schmecken und freuten uns über den lauen Sommerabend - die andere (positive) Seite eines heißen Tages.



Zu unserer Freude blieben auch die beiden freien Plätze im Viererzimmer leer, sodass wir eine entspannte Nacht verbrachten.


Tag 2: Von der Wimbachgrieshütte (1327m) zum Ingolstädter Haus (2119m) - 
1000 hm ↑ 200 hm ↓ , ca. 7 Stunden*
... mit Abendspaziergang zum Kleinen Hundstod (2263m) - 150 hm ↑↓ , 1,5 Stunden*

Der Morgen kündigte bereits an, was uns im Laufe des Tages erwarten sollte: Eine Hitzeschlacht. Landschaftlich allerdings absolut erste Sahne! Wir starteten durchs Gries…


… und folgten anschließend dem schön angelegten Pfad durch lichten Bergwald bergan. Auf ca. 1600m hat man dabei einen gewaltigen Blick ins Wimbachgries:

Ab dem Trischübel, einem weitläufigen Sattel, wird es "latschiger", bevor man schließlich wenig später in offenes Gelände eintritt. Ein erster Vorgeschmack auf's Steinerne Meer!

Watzmann-Südspitze im Rücken

Bis zum Hundstodgatterl (2188m) sind es allerdings noch ein paar Meter - in der brüllenden Hitze nicht unbedingt ein Spaß sondersgleichen, aber wir kämpften uns Stück für Stück weiter. Am Gatterl angekommen öffnet sich schließlich der Blick ins Herz des Steinernen Meers, was die Strapazen für einige Augenblicke vergessen macht.


Anschließend geht es kraxelnd knapp zweihundert Höhenmeter bergab…



… bevor man über einen gutmütigen Pfad (nochmals 100 hm bergauf) das Ingolstädter Haus erreicht.


Da es nach einer kurzen Topfenstrudel-Pause auf der Hüttenterrasse bereits 17 Uhr war, ging sich ein Ausflug zum Großen Hundstod bis zur Bestellfrist des Abendessens um 19 Uhr leider nicht mehr aus. Ich stattete daher dem kleinen Bruder einen Besuch ab, was sich ebenfalls als sehr lohnend herausstellte.



Aufgrund eines Missverständnisses bekamen wir leider nur Lagerplätze, was die Nachtruhe ein wenig schmälerte. Ein hübscher Sonnenuntergang entschädigte zumindest ein bisschen dafür.



Tag 3: Vom Ingolstädter Haus (2119m) zur Peter-Wiechenthaler-Hütte (1707m) - ca. 250 hm ↑ ca. 600 hm ↓ , ca. 5 Stunden*
 ... und Nachmittags-Klettersteig-Sprint auf das Persailhorn (2347m) - 640 hm ↑↓ , 
3 Stunden*

Eigentlich hatte ich ja überlegt, am Morgen noch schnell auf den Großen Hundstod zu steigen. Da wir uns bezüglich der Gewittergefahr jedoch nicht sicher waren (und ich zugegebenermaßen die Gemütlichkeit siegen ließ), steuerten wir zunächst ohne Umschweife die nächste Hütte an. Für den Übergang waren lediglich 3,5 Stunden angegeben, also würde sich ja vielleicht noch ein weiterer Abend"spaziergang" ausgehen…

Morgendlicher Abschied vom Ingolstädter Haus, im Hintergrund der Große Hundstod

Durch landschaftlich einzigartiges Gelände führt der gut angelegte und markierte Weg in gemütlichem Auf und Ab Richtung Süden.




Nahezu jeden der wenigen Schattenplätze nutzten wir für eine Pause, da die Sonne wieder mit aller Kraft vom Himmel brannte. Zur Weißbachlscharte (2261m) führt schließlich ein leicht ausgesetzter Pfad…


… oben eröffnet sich dann ein Panorama gen Hauptkamm und Saalfelden, was zu einer weiteren Pause einlädt. Sogar die Peter-Wiechenthaler-Hütte war bereits auszumachen.


Ich stieg zudem ein paar Meter höher, um noch einmal den Ausblick ins Steinerne Meer zu genießen.


Bergab geht es anschließend über einen gut angelegten, aber teils schmalen und immer wieder von seilgesicherten Steilstufen durchzogenen Pfad.


Die Hütte erreichten wir um halb drei.


Hmm, das wären dreieinhalb Stunden für das Persailhorn und zurück, denn für 18 Uhr war eigentlich das Abendessen für die Halbpensionsgäste angekündigt - das wollten wir uns am letzten Abend gönnen. Angegeben sowohl für Auf- als auch Abstieg über die Klettersteige waren je 2 Stunden. Knapp, aber machbar? Mit dem unglaublich sympathischen Hüttenteam einigte ich mich darauf, dass ich mich einfach melden würde, wenn ich wieder zurück wäre, auch wenn es nach 18 Uhr sein sollte. Perfekt! Ich schlüpfte also schnell in meinen Gurt, verstaute Kamera und Trinkflasche daran und stiefelte los. Ganz schön steil und schweißtreibend ging es da gleich zur Sache - ohne die gelegentlichen Windböen wäre ich zwischen den Latschen wohl nicht sehr weit gekommen.


Aber nach einer halben Stunde war dieser Zustiegsschinder auch glücklicherweise schon gemeistert und ich stieg in den Wildentalklettersteig (B/C) ein.


Genüsslich - möglichst die natürlichen Strukturen des wunderbar festen Felses nutzend - kraxelte ich bergauf. An zwei oder drei Stellen nutzte ich eine kurze Bandschlinge als mentale Unterstützung, der Rest ging problemlos ungesichert.




Weiter oben führen die drei Aufstiegswege wieder zusammen. Ein paar Aufschwünge (die aus meiner Erinnerung heraus fast am anspruchsvollsten waren) und ein wenig Gehgelände später erreichte ich um halb fünf den einsamen Gipfel mit dem interessanten Gipfel"kreuz". So schön hier oben!



Ich blieb jedoch nicht lang, sondern machte mich nach wenigen Minuten bereits wieder an den Abstieg, denn erstens wollte ich das Hüttenteam (und meine Mom) nicht warten lassen, und zweitens musste ich dann doch langsam aus der Sonne raus. Leider lag keiner der Abstiegswege im Schatten, daher blieb ich bei meinem ursprünglichen Plan und nutzte den Südwandklettersteig (A/B). Fast ausschließlich über Schrofen führt dieser bergab, sodass ich wenigstens recht zügig voran kam. In einer kleinen Höhle gönnte ich mir dankbar einige Minuten Sonnenpause und genoss noch einmal die Aussicht.

Blick in die Steinberge: Noch zwanzig Minuten bis zur Hütte!

Wenig später traf ich schon wieder auf den steilen Latschenpfad, dem ich zur Hütte folgte. Ankunft: 17:35 Uhr. Super! Ich hatte also sogar noch Zeit für eine Dusche, bevor wir es uns auf der herrlichen Terrasse gemütlich machten und das hervorragende Dreigangmenü genossen. Ein klasse Abschluss dieser wunderbaren Hüttentour!



Tag 4: Abstieg nach Saalfelden (740m) und Heimfahrt - 960 hm ↓ , 3,5 Stunden

Zeit heimzufahren. Nach einem sonnigen Frühstück stiegen wir gemütlich nach Saalfelden ab. Dort gab es zum Abschluss noch einen leckeren Eisbecher, bevor wir gegen 15 Uhr den Bahnhof erreichten. Hier endete unser wunderbarer Berg-Kurzurlaub wie er begonnen hatte: Mit einem gewittrigen Regenguss.



* Die Angaben mit "*" sind unsere Gehzeiten ohne Pausen. Da diese teilweise recht deutlich von den üblicherweise angegebenen Zeiten abweichen (alleine war ich eher schnell, mit meiner Mom eher recht gemütlich unterwegs), sollten sie nicht ohne Abgleich mit anderen Berichten für Tourenplanungen übernommen werden.

Kommentare

  1. Schon ein Zufall: Als wir am Ende unserer Tour am Königsee ankamen, wart Ihr gerade im Aufstieg von der Wimbachbrücke. :) Und anscheinend hat es Euch rund ums Steinerne Meer genau so gut gefallen wie uns.

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  2. Als Teilnehmerin (mom) dieser Tour kann ich nur bestätigen was Rebecca schreibt. Das Steinerne Meer hat uns wirklich gut gefallen. Desweiteren gefiel mir natürlich alleine die Tatsache mit ihr die Tour machen zu dürfen. Ich würde es gerne an anderer Stelle wiederholen. Auch von mir noch ein ausdrückliches Lob an das Team der Peter Wiechenthaler Hütte. Wir haben uns sehr wohl gefühlt.

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