Überschreitung der Hochblasse: Einsame Schneeschuhtour mit Kraxeleinlage

Vor etwa 3 Jahren habe ich schon einmal darüber geschrieben: Immer wieder mache ich mir bei der Tourenplanung intensive Gedanken um das Thema Individualismus vs. Naturverträglichkeit. Manchmal gelingt der Spagat gut, manchmal weniger. Dieses Mal trafen wir es in den Ammergauer Alpen überaus gut an, obwohl wir nur für einen kurzen Wegabschnitt abseits einer üblichen Tour unterwegs waren.


Grund dafür war sicherlich auch die geringe Schneelage im Winter 2019/20. Skitourengeher haben meist verständlicherweise wenig Lust, ihre Skier über weite Strecken am Rücken zu tragen. Mit Schneeschuhen hat man hier weniger ein Problem. Klar, das Gewicht hängt am Rucksack – aber zumindest darf man in den normalen Bergschuhen wandern. So genossen wir nach unserem Start am Hotel Ammerwald zunächst den komplett ausgeaperten Schützensteig.


Erst kurz vor der Jägerhütte war eine nennenswerte Schneedecke vorhanden. Alte Spuren ermöglichten es uns sogar, noch ein ganzes Stückchen weiter ohne Schneeschuhe zu gehen. Am Ochsenängerle pausierten wir kurz und beratschlagten das weitere Vorgehen. Eigentlich hatten wir ja die Krähe als Gipfelziel auserkoren. Da sich uns im Südhang jedoch eine Latschenarmee entgegenstellte (die normalerweise eingeschneit ist), entschieden wir uns stattdessen kurzerhand für die Hochblasse.


Über eine schon ältere Spur steuerten wir Roggentalsattel an. Was für ein wunderschöner Blick schon von hier!



Kurz überlegten wir noch einmal, nun über den Südwestgrat die Krähe anzupeilen, doch die dafür notwendige lange Hangquerung sah in unseren Augen für eine Begehung mit Schneeschuhen leider doch nicht so attraktiv aus.

Ein wunderschöner Laufsteg - aber leider nicht mit Schneeschuhen

Südgrat zur Hochblasse

Also wandten wir uns nach Süden. Der Grat zur Hochblasse war ganz schön abgeblasen, also kamen die Schneeschuhe wieder an den Rucksack. Ein kurzes eisiges Stück mahnte uns zu großer Vorsicht, der Rest ging jedoch super. Um viertel vor eins erreichten wir den einsamen Gipfel.




Trotz des eisigen Windes hielten wir es eine ganze Weile hier oben aus – zu schön waren die Ungestörtheit und die phänomenalen Blicke in alle Himmelsrichtungen.





Für den Abstieg wählten wir den zunächst recht flachen und weitläufigen Westrücken des Berges. Auch hier hatte der Wind den Schnee kräftig verblasen und einen eisigen Untergrund geschaffen, sodass wir uns gefühlt wie auf rohen Eiern fortbewegten. Immer wieder traten wir aber auch in kleine Mulden, in denen Schnee liegen geblieben war. Das ständige Doch-wieder-Einbrechen sorgte für allgemeine Erheiterung und eine Menge Herumblödeln. Zwischen den Latschen wurde es außerdem nochmal so richtig warm, sodass wir uns nur schwer motivieren konnten, weiter abzusteigen und wieder in den schattigen Eiskeller des Ammerwaldtals einzutauchen.

Imposante Nordwand der Geierköpfe beim Abstieg


  • Tourdatum: Sonntag, 12.01.2020
  • Zeitbedarf: Aufstieg ca. 3,5 Stunden, Abstieg ca. 3 Stunden
  • Höhenmeter: Knapp 900
  • Lawinenlage: Warnstufe 1 

Kommentare

  1. Coole Tour, die Hochblasse ist ja doch eher einsam. Vor ein paar Jahren bin ich - ebenfalls bei Frühjahrsbedingungen - Euren Aufstiegsgrat nach Überschreitung Niederstraßberg - Krähe - Hochblasse im Abstieg gegangen. Hat mir damals auch sehr gut gefallen.

    Und apropos gefallen. Glückwunsch zum neuen Design Deiner Seite. Schaut sehr fein aus!

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    1. Danke dir - auch für das Lob zum neuen Design! Hab einfach mal was neues, frisches gebraucht :-)

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