Grasköpfl (1753m) - Rundtour im Vorkarwendel

Ab welcher Frequentierung muss man einem Steig das Label "Wilde Wege" entziehen? Kann ein Aufstieg noch als "einsam" bezeichnet werden, wenn man mindestens drei anderen Wandernden oder Wandergruppen begegnet? Ich lasse diese Fragen als rhetorisches Element unbeantwortet. Schwarz/weiß gibt es hier ohnehin nicht. Auffallend ist meines Erachtens aber schon: Es wird immer voller in den Bergen.


Oder liegt es nur an der Nach-Ausgangsbeschränkungs-Zeit? Auch diese Frage wird man wohl nie mit gänzlicher Gewissheit beantworten können. Wir waren jedenfalls sehr überrascht, doch so viele Menschen auf dem laut AV-Karte nicht markierten und tatsächlich nicht beschilderten Steig zur Grammersbergalm anzutreffen.





Im Vergleich zum beschilderten Aufstieg von Fall wiederum war es dann aber doch irgendwie einsam. Und auch am Gipfel des Grasköpfls war es so voll, dass das Einhalten des gebotenen Mindestabstands zur Herausforderung wurde. Auf das Gipfelkreuzfoto verzichtete ich gleich ganz.

Grasköpfl voraus

Blick vom Gipfel über die Pirschschneid zum Sylvensteinspeichersee

Für Einsamkeitssuchende finden sich im Internet zwar Beschreibungen einer Verlängerung über das Grünlahnereck mit weglosem Abstieg zur Wiesenbauernalm. Auf diesen Schlenker sollte aus Naturschutzgründen allerdings verzichtet werden, da insbesondere für Raufußhühner sensibles Terrain betreten wird. Also besser vom Grasköpfl wieder kurz retour und auf markiertem Weg zur Alm, von wo aus ein schöner Abstieg hinab ins Rißtal führt.



In 45 Minuten geht es von hier auf Forststraßen zurück zum Parkplatz an der B 307.

Fazit: Vom Andrang auf diesen doch eher unbekannten kleinen Gipfel war ich wirklich ein wenig geschockt. Man kann es selbstverständlich niemandem verübeln, raus in die Natur zu wollen. Aber der Druck auf einsamere Ecken wird so immer stärker zunehmen. Auch ich selbst bin natürlich Teil des Problems und habe gleichzeitig leider auch keine Lösung parat. Man wird sehen müssen, wohin sich das alles entwickeln wird.

Erleichternd habe ich bei dieser Tour zur Kenntnis genommen, dass meine Kondition scheinbar doch nicht abhanden gekommen ist. Die Gesamtaufstiegshöhenmeter sollten ein paar Tage später daher noch einmal ein wenig angehoben werden...

  • Tourdatum: Sonntag, 17.05.2020
  • Zeitbedarf: Aufstieg ca. 3 Stunden
  • Höhenmeter: 950
  • Fauna (gesehen oder gehört): Tannenmeise, Singdrossel, Zilpzalp, Buchfink, Zaunkönig, Weidenmeise, Grauspecht, Klappergrasmücke, Kolkrabe / Alpensalamander, Bergmolch, Zauneidechse

Kommentare

  1. Hi Rebecca, es wird immer voller. Und es wird voller werden im Sommer. Denn der Söder lädt geradezu ein, nach Bayern zu kommen. Die Menschen trauen sich auch nicht mehr weit weg. Der DAV wirbt immer noch mit nachhaltigem Tourismus bei gleichzeitig gewünschter Zunahme von Mitgliedern und suggeriert in seinem Monatsheft gleichzeitig, dass jeder die tollen Stories nachahmen kann, so er nur brav alle Kurse absolviert oder eine Tour bucht. Vielleicht sind Blogs wie dieser auch nicht gerade förderlich, speziell wenn sie - für alle zugänglich - von Routen abseits der begangenen Wege berichten?
    LG
    Nils

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    1. Hallo Nils, Danke für deinen Kommentar. Du sprichst da einen wunden Punkt an. Ja, auch öffentlich zugängliche Blogs tragen u.U. dazu bei, dass es (evtl. auch in einsameren Ecken) immer voller wird. Ich werde zukünftig noch genauer abwägen, über welche Touren ich berichte. Zusätzlich hoffe ich, dass ich vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle mehr Verständnis für die Natur und den Naturschutz schaffen kann, sodass die Leserinnen und Leser besser eigenverantwortlich entscheiden können, beispielsweise zu bestimmten Zeiten auf bestimmte Touren zu verzichten. Zumindest ist mein Plan, in Zukunft noch einen größeren Fokus auf naturkundliche Themen zu legen.
      Viele Grüße
      Rebecca

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