Der
Ortler ist mit seinen 3905 Metern nicht nur der höchste Gipfel
Südtirols sondern auch der gesamten Alpenregion Tirol und damit
natürlich ein beliebtes Ziel - so auch für mich! Nachdem ich mich
letztes Jahr noch nicht genügend fit und klettertechnisch erfahren
fühlte, konnte ich meinen Gipfelsturm in diesem Jahr kaum abwarten. Da
wir schon eine gute Woche in Sulden waren und einige Touren wie z.B. auf
den Großen Angelus unternommen hatten, war ich gut akklimatisiert,
zudem versprach der Wetterbericht gute Aussichten für Dienstag morgen.
Beste Voraussetzungen also!

Zunächst
stand aber am Montag der Aufstieg zur Payerhütte (3020m), von wo aus
die Tour startet, an. Bei strahlendem Sonnenschein und natürlich viel zu
warm angezogen legte ich zunächst die Strecke zur Tabarettahütte
(2556m, im Bild etwas rechts von der Mitte mit blauem Dach) zurück, wo
ich ausgiebig rastete und den Blick in die imposante Nordwand genoss
(Bild ganz oben). Beeindruckend waren auch die zwei

Bartgeier, die elegant
über unseren Köpfen ihre Kreise drehten. Um kurz vor 14 Uhr hatte ich
mich aber auch daran satt gesehen, sodass ich langsam aber stetig meinen
Weg fortsetzte und gegen 15:15 Uhr an der Payerhütte (Bild rechts) ankam. So
früh wollte ich eigentlich gar nicht dort sein, denn der Bergführer
würde sicher nicht vor 19 Uhr auftauchen. So bezog ich das gemütliche
Viererzimmer, das ich mit meinen beiden Mitstreitern teilen
sollte und versuchte,
ein wenig zu dösen. Irgendwie war es aber zu kalt im Zimmer, außerdem
war ich nicht wirklich müde. Ich stand daher auf und stellte fest, dass
es auf der sonnenbeschienenen Terasse der Hütte um ein vielfaches wärmer
war, sodass man es dort gut im T-Shirt aushalten konnte. Dort lernte
ich dann auch Georg, einen meiner Seilschaftskollegen,

kennen. Wir
verstanden uns auf Anhieb gut und unterhielten uns eine ganze Weile (auch
mit anderen Gipfelaspiranten), bis schließlich Stefan, der dritte im
Bunde, auftauchte. Er passte ebenfalls super in unsere Runde, was meine
Sorgen zerstreute, mit mir unsympathischen Menschen auf den Berg steigen
zu müssen. Eigentlich wollten wir uns bei dem tollen Wetter etwas
später schon einmal den ersten Teil des Aufstiegswegs anschauen, den wir
am nächsten Morgen ja nur im Halbdunkel der
Dämmerung sehen
würden. Ich drehte jedoch relativ schnell wieder um, da wir schon von
der Hütte aus einige Steine sehen und vor allem hören konnten, die vom
Felsen oberhalb des Pfades ins Tal sausten. Außerdem war schon fast
Essenszeit, auch wenn wir uns nur schwer von
der schönen Terasse und den noch
immer wärmenden Sonnenstrahlen lösen
konnten. Drinnen erwartete uns ein Dreigangmenü mit Spaghetti oder
Gemüsesuppe als Vorspeise, einem Schnitzel mit Kartoffeln und Bohnen als
Hauptgang und einem Obstsalat als Nachspeise. Alles in allem war das
Essen gar nicht schlecht, das Bier dazu ebenfalls sehr erfrischend.
Einige der Anwesenden ließen es sich zudem nicht nehmen, den Nachtisch
in destillierter Form zu sich zu nehmen. Ich zögerte kurz, wollte aber
nicht in die Versuchung geraten, danach dann
noch ein Bier

bestellen zu wollen. Auch wenn ein wenig Alkohol auf der
Hütte irgendwie dazu gehört, wollte ich am nächsten Tag ja fit für König
Ortler sein. Mit Toni, unserem Bergführer, der nun ebenfalls
eingetroffen war, besprachen wir einige organisatorische Dinge des
nächsten Tages (halb fünf Frühstück, möglichst um 5 Uhr Abmarsch), dann
gingen wir noch einmal nach draußen, um uns den gigantischen
Sonnenuntergang nicht entgehen
zu lassen. Der Hammer! Mit riesiger Vorfreude gings schließlich so
gegen 22 Uhr ins Bett, schlafen konnte ich jedoch nicht. Dies lag im Gegensatz zu so manch anderer Hüttennacht allerdings nicht an
schnarchenden

Mitmenschen, sondern an den Gedanken, die mir nicht aus
dem Kopf gehen wollten: Geht morgen früh alles gut und schnell über die
Bühne? Werde ich genug Kraft haben? Schaffen auch meine Mitstreiter die
Kletterei und den Aufstieg über den Gletscher? Was ist, wenn einer
stürzt? Es ist mitnichten so, dass ich unserem Bergführer nicht
hundertprozentig vertraut hätte, trotzdem besteht die Gefahr einer
mittleren bis ernsthaften Verletzung an so einem Berg einfach, wenn
einer der Teilnehmer der Sache nicht gewachsen ist. Kurzum, ich habe
vielleicht zwei Stunden geschlafen.
>>> Hier geht's zur
Fortsetzung
Kommentare
Kommentar veröffentlichen