Hochtour auf den Ötztaler Urkund (3556m) (III-)

Au weia, zwei Nächte zuvor nur wenig geschlafen und von der Höhe leicht mitgenommen - entsprechend schläfrig saß ich um kurz nach 5 Uhr in der Breslauer Hütte beim Frühstück. In den kommenden drei bis vier Stunden sollte es mit einigermaßen schwerem Gepäck über Block-, Schnee- und Klettergelände auf den 3556m hohen Ötztaler Urkund gehen. Und dann vielleicht noch weiter auf die Wildspitze. Puh, wenn das mal kein Schinder wird...


Da rund um die Hütte noch Wolken hingen, nahmen wir es mit dem verabredeten Start um 6 Uhr nicht so ganz genau und ließen uns mit dem Zusammenpacken mehr Zeit als nötig. Als dann aber gegen halb sieben die ersten Wolkenlöcher am Himmel zu erahnen waren, hielt uns nichts mehr in der Hütte.


Mit noch immer schweren Gliedern ging es zwar langsam, aber motiviert zunächst wandernd Richtung Urkundkolm. Mit steigenden Höhenmetern nahm auch der Himmel ein immer satter werdendes Blau an...


... bis wir schließlich die Wolkendecke durchbrachen.

Schon mehrfach erlebt, aber immer wieder eindrucksvoll: Ankunft über den Wolken.

Noch motivierter stiegen wir daher weiter hinauf, bis wir gegen zwanzig nach sieben das kleine Kreuz des Urkundkolms (3140m) erreichten. Ob man dabei von einem richtigen Gipfel sprechen kann, lässt sich sicher diskutieren - die 3000er-Marke ist aber in jedem Fall überschritten.

Urkundkolm (3140m), direkt links des Kreuzes der weitere Aufstiegsweg, ganz hinten links die Wildspitze (3774m)

Nach einer kurzen Pause setzten wir unseren Weg fort. Das Gelände wird hier anspruchsvoller und Markierungen sind nicht mehr zu finden. Mit der Ausnahme von Variantenmöglichkeiten gibt allerdings die Topographie den Weiterweg vor: Am schwach ausgeprägten Rücken hinauf auf den markanten Südostgrat des Ötztaler Urkunds.






Auf den letzten Metern zum Gipfel wird es schließlich noch einmal luftig...


... und des öfteren kommt der Pickel zum Einsatz.



Klettertechnisch verspricht vor allem die Schlüsselstelle (III-) Vergnügen pur. Dank perfekter Griff- und Trittmöglichkeiten ging das Ganze problemlos ohne Seil. Es wären aber genügend Bohrhaken zum Sichern vorhanden.




Wenige Minuten später ist der 3556m hohe Urkund erreicht.



Trotz anfänglicher Konditionsprobleme muss ich sagen, dass es für mich insgesamt eigentlich ganz gut lief. Rein konditionell wäre die Wildspitze sicher noch drin gewesen. Die zahlreichen Stein- und Schneelawinen machten allerdings unmissverständlich klar: Hier ist heute kein Weiterkommen mehr.

Wir stiegen daher nordwestwärts zum Sattel zwischen Urkund und Wildspitze...



Die Südostseite der Wildspitze - objektiv für eine Begehung bei diesen Verhältnissen viel zu gefährlich

... und über den Rofenkarferner wieder zur Breslauer Hütte.



Nach einer ausgiebigen Pause stand uns schließlich noch der weitere Abstieg zum Parkplatz bevor. In Vent endete dann gegen 15:30 Uhr diese (mal wieder) sehr geniale Tour mit dem DAV Freising. Ein fettes Danke an dieser Stelle noch einmal an unseren Tourenleiter Michael!
  • Tourdatum: Sonntag, 03.07.2016
  • Zeitaufwand: Breslauer Hütte - Urkundkolm 50 Minuten, Urkundkolm - Ötztaler Urkund knapp 3 Stunden, Ötztaler Urkund - Breslauer Hütte 2 Stunden, Abstieg nach Vent etwa 1,5 Stunden, Gesamt: knapp 7,5 Stunden (ohne Pausen)
  • Höhenmeter: 700 im Aufstieg, 1660 im Abstieg
  • Fazit: Es wurde kein Schinder! Dazu hat mit Sicherheit die kleine Akklimatisierungstour vom Vortag beigetragen. Aber auch die im oberen Teil sehr kurzweilige Kletterei tat ihr Übriges, dass die Tour in absolut positiver Erinnerung bleibt - sicherlich noch mehr als ein Aufstieg über den ausgetrampelten Normalweg zur Wildspitze.

Kommentare

  1. Schade, dass ihr auch nicht mehr Glück hattet als wir. Zwei Mal stand ich schon im Sattel zwischen Urkund und Wildspitze und bin wegen ungünstiger Verhältnisse wieder umgedreht. Gut gefallen hat mir die Kraxelei aber auch.

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    1. Hey Hannes, hab deine Berichte als Vorbereitung schon auch gelesen :) Die Wildspitze scheint von da aus wirklich nur unter absolut besten Bedingungen erreichbar zu sein. Aber wie gesagt, wir waren eigentlich eh super zufrieden mit der Tour!

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