Dreiländerspitze (3197m) - Gletscher- und Kraxeldreitausender als Tagestour

Die Dreiländerspitze ist einer der beliebtesten Dreitausender im Umkreis der Wiesbadener Hütte. Im Unterschied zum Piz Buin und dem Silvrettahorn ist die Wegstrecke aber deutlich kürzer, sodass die Besteigung locker als Tagestour durchgeführt werden kann - insbesondere, wenn man für die ersten (flachen) Kilometer das Radl als Unterstützung hernimmt.

Noch bei sehr kühlen Temperaturen stiegen wir gegen 8 Uhr am Silvrettastausee auf unsere Mountainbikes. Bis auf ein paar kurze, dafür aber (für uns) fiese Steigungen gilt es zunächst, Strecke zu machen. Den Gedanken, bis zur Hütte hinaufzufahren, verwarfen wir allerdings schnell wieder, da wir bereits im unteren Teil mehrmals absteigen mussten.

Hinten der Piz Buin (3312m), höchster Berg Vorarlbergs, aber nur Platz 3 der Silvretta

Wir deponierten daher unsere Räder nach gut 4 km und stiegen zu Fuß weiter auf. Gegen 9 Uhr erreichten wir die Hütte und ließen uns in der schon wärmenden Morgensonne einen Müsliriegel schmecken.

Von der Hütte (2443m) ist die Dreiländerspitze noch nicht zu sehen

Anschließend folgten wir dem Weg Richtung Ochsenscharte. Erstmals zeigte sich nun unser Gipfelziel.

Da ist sie ja!

Rückblick

Wir nähern uns dem Gletscher

Auf weiterhin vorhandenen Wegspuren steuerten wir voller Vorfreude den Vermuntgletscher an. Es war bereits im Vorfeld klar, dass dieser aper sein würde, daher konnten wir ruhigen Gewissens auf das Einbinden als Gletscherseilschaft verzichten. Außerdem ist der Gletscher nicht besonders steil, sodass wir in direkter Linie den Gipfelaufbau der Dreiländerspitze ansteuerten, statt den auf der Karte eingezeichneten Bogen zu gehen. 

Im Zoom sind am Grat einige Absteigende zu sehen

Auf dem gutmütigen Vermuntgletscher

Blick zurück von unserem Übergang vom Gletscher zum Gerölhang (etwas zu weit links im Aufstiegssinn, dadurch mussten wir eine kurze bröselige Rinne erklettern)

Oben hat es ein paar eher harmlose Spalten, trotzdem waren wir froh, dass sich diese nicht unter einer Schneedecke versteckten, sondern ohne Probleme umgangen werden konnten. Auch eine wirkliche Randkluft war nicht vorhanden, und so entledigten wir uns nach etwa einer halben Stunde schon wieder der Steigeisen.

Etwa 20 Minuten geht es nun über einen guten Pfad und mit Steinmännern markiert durch Geröll, bis man auf einen hübschen Kamin stößt. Hier beginnt nun der wirklich schöne letzte Teil des Aufstiegs am Nordwestgrat des Berges.

Einfacher Kamin (ca. I+) in Bombenfels

Neben reinem Gehgelände bietet der Grat immer wieder nette Kraxeleinlagen (bis II). Die Schlüsselstelle bildet eine griffarme Platte - hier steckt mindestens ein Bohrhaken.

Kurz Gehgelände, rechts ist bereits das Kreuz zu sehen (etwas links davon in Falllinie die alternativen Aufstiegsplatten)

Die fotogene Schlüsselstelle

Viel zu schnell ist schließlich der finale Übergang zum Gipfelkreuz erreicht. Hier heißt es nochmals zupacken, im Grunde genommen hat es aber überall gute Griffe und Tritte (und ebenfalls Sicherungsmöglichkeiten). 

Der finale Aufschwung: Man steigt vom Aufnahmestandort noch ein wenig höher, quert dann den Vorgipfel und erreicht über die Einschartung den durchaus luftigen Schlussgrat...

... den man entweder direkt überklettern kann oder links über ein schmales Band ersteigt

Zu unserer Freude waren wir am höchsten Punkt alleine, da die meisten Tourengänger wohl auf der Hütte übernachtet hatten und sich damit schon wieder im Abstieg befanden. 

Blick nach Süden, ganz weit hinten ist die stark vergletscherte Bernina zu sehen

Links Piz Buin, mittig der Ochsentaler Gletscher und rechts davon das ebenfalls beliebte Silvrettahorn

Jamtalferner und ganz rechts das markante Fluchthorn (3399m)

Blick nach Osten

Bernina im Zoom

Nach etwa 15 Minuten traten auch wir den Abstieg an. Er verläuft auf der exakt gleichen Route und bietet somit im oberen Teil nochmals Klettergenuss. 

Sowohl der Geröll- als auch der Gletscherabstieg sind anschließend relativ schnell erledigt, sodass wir um kurz nach eins schon wieder "festen Boden" unter den Füßen hatten. Wir ließen uns noch einmal für eine längere Pause nieder und vernichteten genüsslich unsere Brot- und Käsereste. 

Steinböcke vor Piz Buin

In weiteren 45 Minuten ging es nun zur mittlerweile sehr gut besuchten Wiesbadener Hütte. Wir ließen uns Kaspressknödelsuppe und Nudeln schmecken, bevor wir den Hatsch zum Stausee unter die Haxen nahmen. Wie froh waren wir doch, im flachen Teil auf die Räder umsteigen zu können!

  • Tourdatum: Samstag, 13.08.2022
  • Zeitbedarf (ohne Pausen): Parkplatz - Hütte gut 1 Stunde, Hütte - Gipfel gut 2,5 Stunden, Gipfel - Hütte knapp 2 Stunden. Hütte - Parkplatz knapp 1 Stunde, Gesamt 6,5 Stunden
  • Höhenmeter: rund 1200, davon ca. 150 mit dem Rad

Kommentare

  1. Coole Tour - Glückwunsch! Schaut echt schön aus. Aber ist das wirklich in der Silvretta?? Der Fels am Grat schaut so brauchbar aus... ;-)

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    1. Die Tour war auch echt ein Traum :-) Und ja, der Fels war mega ;-) Hast du da andere Erfahrungen in der Silvretta gemacht?

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    2. Durchaus. Eigentlich bin ich dort bislang nur Bruchhaufen begegnet. Am Piz Linard habe ich mal eine esstischgroße Felsplatte ins Firncouloir hinab geschickt. Und dann inständig gehofft, dass außer mir niemand unterwegs sein würde (was dann zum Glück auch so war). Anschließend bin in mit leicht wackligen Knien wieder abgestiegen.

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    3. Autsch, das klingt furchteinflößend - gut, dass nichts passiert ist!

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