Schaufelspitze (2308m): Einsames Gipfelschmankerl im Karwendel

Schon wieder bestes Tourenwetter am Wochenende! Warum also nicht mal wieder ins Karwendel? Die Schaufelspitze stand schon länger auf meiner Wunschliste.

Für einen solch schönen Berg nehme ich dann auch gerne die lange Anfahrt in Kauf. 3 Stunden von Freising in die Eng, erst mit dem Regionalzug, dann mit der BOB (bzw. jetzt BRB) und schließlich nochmal 53min mit dem Bus. Dank des 9 €-Tickets sind zumindest die zusätzlich zu berappenden 12,60 € für die Busfahrt zu verschmerzen. Was tut man nicht alles für eine umweltschonende Anreise. Zumindest ich habe dabei aber ein viel besseres Gefühl als wenn ich das Auto genommen hätte - und wenn alles glatt läuft, genieße ich das Bahnfahren sogar.

Scheint unglaublich weit weg: Der Gipfel der Schaufelspitze

Start also um 9:11 Uhr an den Haglhütten. Man folgt zunächst dem markierten Weg zur Plumsjochhütte. Genau dort, wo der Wanderweg auf eine Forststraße trifft, beginnt auf der anderen Straßenseite der nicht markierte Pfad zur Schaufelspitze. Im weiteren Verlauf ist er zunächst nicht zu verfehlen - es geht erst steil, dann wieder entspannter durch den Wald. 

Nur selten geht es so gemächlich dahin

Irgendwann steht man vor einer kleinen Felswand. Steinmänner leiten nach rechts und man steigt durch Latschengassen etwa 30 Höhenmeter ab. Hier stand ich dann das erste Mal vor der Herausforderung, den richtigen Weg zu finden. Nach kurzer Zeit entdeckte ich Steinmänner in der Rinne linkerhand und folgte diesen in leichter Kletterei (höchstens I) hinauf. Wenig später dann wieder die Frage: Nach links oder rechts aus der Rinne heraus? Da ich links keinen Weiterweg entdecken konnte, tauchte ich auf Pfadspuren in die Latschen rechterhand ein. Immer wieder gab es mehrere Möglichkeiten, und da die Gassen meistens sehr breit sind, waren auch abgesägte Latschenäste kein zuverlässiger Wegweiser. Zwischendurch war ich kurz davor umzudrehen, nachdem ich mich mehrfach in Sackgassen wiederfand. Ich entschied mich jedoch, erst einmal zu pausieren und es dann noch einmal zu versuchen. Und siehe da: Ich fand einen Weg in eine sehr breite Gasse, die schnurstracks nach oben führte. Hier waren auch wieder Steinmänner zu sehen. Ich folgte diesen und gelangte in schrofiges Gelände. Vor einem unüberwindbaren Hindernis abermals die Frage: Links oder rechts herum? 

Die (falsche) Querung

Ich meinte, rechts Wegspuren erkennen zu können und folgte diesen um einen Felsabsatz herum. Irgendwie musste ich jetzt aber wieder zurück zum Grat... Ich stieg weglos in den Schrofen höher und erreichte nach einem nochmaligen Irrläufer (kein Durchkommen durch die Latschen) den grasigen Bergrücken. Hier war ich wieder richtig! 

Blick zurück: Der "offizielle" Weg führt entlang des Rückens, ich kam von links herauf

Von nun an war die Orientierung kein Thema mehr, auf logischem Weg geht es mehr oder weniger am Grat entlang hinauf - mal müssen Felsköpfel überstiegen und mal gequert werden - manchmal ist auch beides möglich. 

Steiles, aber gutmütiges Gelände

Der Gipfel rückt langsam näher

Grat zur Bettlerkarspitze - beim nächsten Mal!

Ganz oben wird es nochmal kurz ein wenig ausgesetzt, die Kraxelei erreicht den zweiten Grad jedoch nicht. Um 12:45 Uhr konnte ich es mir schließlich am einsamen Gipfel gemütlich machen. 

Gipfelkreuz, im Hintergrund das mächtige Sonnjoch (auf dem verständlicherweise wesentlich mehr los war)

Zentral das Gamsjoch und hinten links Lalidererwand und Co.

Blick über den Aufstiegsweg Richtung Nordwesten (Kompar in Bildmitte, ganz rechts die Montscheinspitze)

Grat zur Bettlerkarspitze mit Achensee

Richtung Südosten ist in der Ferne sogar der Hauptkamm zu sehen

Die Frage, ob ich noch zur Bettlerkarspitze hinübergehen sollte, entschied letztendlich die lange Heimfahrt: Ich hätte vermutlich erst den letzten Bus um 18:42 Uhr bekommen und wäre so erst um 22 Uhr zuhause gewesen. Das war mir an einem Sonntag dann irgendwie doch zu spät. Ich hoffte nun, den Bus um 16:32 Uhr erwischen zu können. Nach einem kurzen Plausch mit den anderen beiden Gipfelaspiranten machte ich mich daher um 13:20 Uhr wieder an den Abstieg. 

Was für ein Laufsteg!

Phänomenaler Blick auf den Großen Ahornboden

Die Wegfindung fiel mir nun wesentlich leichter und so erreichte ich bereits um kurz nach drei die Forststraße. Hätte ich mich beeilt, hätte ich evtl. sogar noch einen Bus früher bekommen können. Ich entschied mich aber dagegen und hielt mich lieber noch ein wenig mit Schmetterlingen auf - mit dem Natterwurz-Perlmuttfalter sowie dem Zwerg- und dem (vermutlich) Argus-Bläuling "erwischte" ich sogar noch drei recht interessante Arten.

Zufrieden schloss ich meine Tour an den Hagelhütten, die - eins der wenigen Mankos der Tour - leider keine Bewirtung anbieten.

  • Tourdatum: Sonntag, 17.07.2022
  • Zeitbedarf (ohne Pausen): Aufstieg ca. 3 Stunden, Abstieg rund 2,5 Stunden
  • Höhenmeter: gut 1200

Kommentare

  1. Sehr coole Sache! Die Schaufelspitze habe ich auch schon lange im Hinterkopf. Schaut ja wirklich schön aus.

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    1. Danke, ich kann die Tour auf jeden Fall empfehlen!

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