Ein langes Wochenende im Verwall

Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und vor Silvester wird wohl kein Gipfel mehr drin sein. Gelegenheit also, die noch ausstehenden Berichte des Sommers nachzuholen. Bevor es auf dem Bocchette-Weg in der Brenta noch einmal so richtig hochalpin wurde, verbrachte ich ein eher regnerisches, aber mit der entsprechenden Begleitung sehr unterhaltsames langes Wochenende im Verwall.

Der Patteriol (3056m) beim Zustieg zur Konstanzer Hütte

Los ging unsere 4-Tages-Tour am Donnerstag, den 4. September in St. Anton am Arlberg. Der Weg von hier zur Konstanzer Hütte (1688m) ist wandertechnisch eher wenig spannend, da er bis auf ein kurzes Stück am Rande der Rosannaschlucht auf breiten Fahrwegen verläuft.


Die Hütte selbst ist empfehlenswert und bietet neben sympathischen Wirtsleuten auch gutes Essen und gemütliche Zimmer.


Leider sahen die Wetteraussichten für den Folgetag wenig vielversprechend aus. Zumindest am Vormittag jedoch sollte es trocken bleiben. Wir starteten also früh zu unserem nächsten Etappenziel, der Friedrichshafener Hütte. Auch hier führt das erste Stück über eine Fahrstraße - allerdings mit schönen Ausblicken zu Kuchenspitze (3148m) und Patteriol (3056m), sicherlich sehr lohnende Ziele für die kommenden Jahre.


Interessant fand ich die Tatsache, dass die beiden Abzweige für zwei Besteigungsvarianten auf den Patteriol ausgeschildert waren...



Etwa bei der Fasulhütte (2021m) wird der breite Weg zu einem schmalen Pfad, der allerdings weiterhin in sehr gemächlicher Steigung Richtung Talschluss führt. Besonders spannend dabei: Die Überquerung einer Weide mit glücklicherweise erstaunlich ruhigen Riesenrindern.


Das Wetter wurde dabei leider wie vorhergesagt immer schlechter, sodass wir am Schafbichljoch (2636m) nur noch im Nebel standen.


Da auch Gewitter nicht ausgeschlossen waren, verzichtete ich als einzige auf den etwas ausgedehnteren Abstieg über Matnaljoch und Dürrschartl und stieg auf direktem Weg hinunter zur Friedrichshafener Hütte (2138m). Aufgrund des einsetzenden Regens tat mir dies auch überhaupt nicht leid - blöd ist halt nur, wenn man bereits um 12:45 Uhr auf der Hütte ankommt und sich die Zeit vertreiben muss. Aber das war ich ja von der diesjährigen Stubaitour schon irgendwie gewöhnt...


Auch die Wetteraussichten für den folgenden Tag luden nicht gerade zu Freudentänzen ein. Trotzdem wollten wir nicht auf schnellstem Weg zur Heilbronner Hütte gehen, sondern einen Umweg über den anspruchsvolleren Georg-Prasser-Weg einschlagen. Dies bedeutete für mich zwar einen 500 Höhenmeter betragenden Aufstieg zum Schafbichljoch über den Pfad, den ich am Vortag bergab genommen hatte, doch muss ich sagen, dass es sich gelohnt hat.


Oben gab es eine bessere Aussicht als am Tag zuvor, und auch der Georg-Prasser-Weg war spannend zu gehen.




Den ersten Gipfel der Tour, den Vertinespleiskopf (2706m) nahmen wir dabei im Vorbeigehen mit, den Vertineskopf (2685m) bestieg ich alleine in anregender wegloser Kraxelei (höchstens I) über Platten und Blöcke.


Der darauf folgende Abstieg von der Scharte hinunter zu den Seen nördlich des "Normalwegs" zur Heilbronner Hütte stellte die Schlüsselstelle der Tour dar. Über steile Fels- und Schrofenpassagen im absturzgefährdeten Bereich stiegen wir konzentriert nach unten, wobei vor allem die Nässe für die Schwierigkeit verantwortlich war.


Landschaftlich wird im Seenkessel wirklich was geboten, sodass es schade war, wieder auf den viel begangenen Pfad zum Muttenjoch (2620m) abzusteigen.


Auch trägt die Tatsache, dass man sich bereits auf der Höhe des Jochs befunden hat, nun aber wieder auf etwa 2400m absteigen muss, nicht zur Motivation bei. Aber was solls, der Pfad geht nun einmal unten lang...


Um 11:45 Uhr erreichten wir dann das Joch und stiegen aufgrund des noch immer passablen Wetters nach einer kurzen Stärkung auf die Gaisspitze (2779m), den höchsten Punkt unserer Verwalltour. Im oberen Bereich ist der gut markierte Anstieg seilversichert, stellt für geübte Bergwanderer jedoch keine Probleme dar.


Wir genossen es, den sonst wohl recht überlaufenen Gipfel für uns alleine zu haben, auch wenn sich die Wolken leider nicht bequemten, wenigstens für einen kurzen Augenblick die Sicht freizugeben.


Auf gleichem Weg ging es schließlich zurück zum Muttenjoch und von dort auf schönem, aber langem Weg mit einigem Auf und Ab zur Heilbronner Hütte (2320m). Pünktlich zur dortigen Ankunft fing es an zu regnen...


Nach einer unruhigen Nacht begrüßte uns am Morgen ein Sonnenaufgang vor stahlblauem Himmel - am Abstiegstag, wie passend! Leider konnten wir auch keinen Gipfel mehr angehen, da wir zu einer bestimmten Zeit wieder in St. Anton sein mussten und der Weg bis dahin kein kurzer ist.


Landschaftlich reizvoll ist vor allem der erste Abschnitt, spätestens ab der Konstanzer Hütte kann man dann nur noch von einem Hatsch sprechen (gleicher Weg wie zu Beginn der Tour).

Nochmal der Patteriol, weil er so schön ist

Fazit: Bis auf die vielen Zufahrtsstraßen lohnende Tour, die bei gutem Wetter sicher noch um einiges aufgewertet wird. Die Hütten sind allesamt in einem super Zustand, auf der Heilbronner Hütte kann man sogar umsonst und ohne Zeitbegrenzung mit warmem Wasser duschen! Für die hohen Berge werde ich sicher mal wieder kommen - der Patteriol wäre schon sehr reizvoll...

Kommentare

  1. Stundenlanges Warmwasserduschen ?? Gilt das für alle Duschkabinen oder nur die vom Hüttenkoch ? ,-)

    Patteriol-NO-Grat ist wirklich lohnend. Schöner fester Fels und rel. leicht. Abstieg genau das Gegenteil
    und teilweise keine einfache Wegfindung (vorher gut Informieren)

    Gruss ReinerD
    und nicht wundern wenn unterm Weihnachtsbaum Hüttenwarmwasserdauerduschschaumpoo liegt ;)

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  2. Also zumindest galt das für die Dusche bei den Damen ;)

    Danke dir für den Kommentar zum Patteriol - Infos kann ich immer gut brauchen, denn in den nächsten Jahren werde ich ihn sicher mal angehen!

    Gruß

    Rebecca

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