Ruchenköpfe: Westgrat im Winter (bis II+)

Nachdem wir es am Samstag nach unserer Abenteuertour an der Halserspitze gemütlicher angehen ließen und im Sudelfeld pisteln waren, überkam uns am vergangenen Wochenende wieder die Abenteuerlust. Und da mit den ersten Frühlingsboten auch das Verlangen nach Fels langsam wieder wächst, entschieden wir uns für den Westgrat der Ruchenköpfe.


Statt der Skier packten wir also Schneeschuhe und Kletterkram ein - wohl wissend, dass aufgrund des Schnees auch ein Scheitern möglich wäre. Frohen Mutes ging es jedoch erst einmal über die Rodelbahn zum Rotwandhaus. Als wir dort endlich den ersten Blick auf den Westgrat werfen konnten, stieg die Vorfreude schlagartig an: Der Grat war so gut wie schneefrei!


Da sich unser vierter Mann hier leider verabschiedete, war klar, dass wir als Dreierseilschaft würden gehen müssen. Wir packten also das 60m-Seil ein und schnallten uns die Schneeschuhe unter die Füße. Zunächst den Schildern Richtung Auerspitz folgend...


... erreichten wir gegen halb eins den Brotzeitfelsen.


Hier deponierten wir unsere Schneeschuhe, da wir diese beim Klettern nicht am Rucksack haben wollten. Somit war klar, dass wir wieder über den Grat würden zurückgehen müssen. Eine Alternative wäre der sicherlich viel schnellere Abstieg durch die Schnittlauchrinne gewesen, doch dann hätten wir uns durch den Schnee zurückkämpfen müssen.


Den warmen Fels unter den Händen zu spüren tat so gut, also legten wir mit einem breiten Grinsen im Gesicht mit der ersten Seillänge (II+) los.


Die kurze Rinne war schnell überwunden, doch schon kam der erste Dämpfer: Der folgende, mit Schwierigkeitsgrad I eigentlich absolut unproblematische Teil hatte eine feine Pulverschneeauflage, sodass wir mit äußerster Vorsicht vorgehen mussten.



Der nächste Steilaufschwung (II, dritte Seillänge) war wieder komplett schneefrei und wunderbar zu klettern.




Dann jedoch das gleiche Bild wie zuvor: Einfaches Klettergelände, garniert mit lockerstem Pulverschnee, der es unglaublich schwierig macht, auf den glatten Felsplatten vertrauenswürdige Tritte zu finden. Da der Grat hier noch ein wenig steiler und ausgesetzter ist, beschlossen wir, gesichert weiter zu gehen. An einem Felskopf richteten wir einen Stand ein und ich ging voraus.


Da wir zu dritt eingebunden waren (Katharina in der Mitte), konnten wir nur eine effektive Seillänge von 30m nutzen, wodurch ich nach kurzer Zeit schon wieder Stand machen musste (Bild oben). Ich denke, das wird genau am im Topo eingezeichneten Köpfelstand am Ende der vierten Seillänge gewesen sein. Katharina und Uli kamen nach...


... und weiter ging's.



In einer etwas tieferen Scharte mit Normalhaken (hintersichert mit einem Keil) machte ich erneut Stand. Nachdem die anderen nachgekommen waren, beratschlagten wir das weitere Vorgehen. Das Sichern hatte uns viel Zeit gekostet, und so war es bereits 14:30 Uhr. Bis zum Gipfel würden wir mindestens noch eine gute Stunde brauchen und dann würden wir den ganzen Grat auch wieder zurück klettern müssen. Das allein wäre noch kein arges Problem gewesen, doch wartete auf dem Rotwandhaus ja noch Christoph, außerdem mussten wir um halb sechs den letzten Bus am Spitzingsee bekommen... Wir entschieden uns daher (mal wieder) schweren Herzens für einen Rückzug.




Für den Abstieg zum Brotzeitfelsen benötigten wir abermals eine Stunde; gegen 16 Uhr kamen wir am Rotwandhaus an. Dort genossen wir eine kleine Pause, bevor wir uns um halb fünf einen Rodel liehen und ins Tal sausten.


Trotz teilweise ganz schönem Sulzschnee schafften wir es rechtzeitig zum Bus - mit der festen Überzeugung: Wir kommen wieder!
  • Tourdatum: 14.03.2015
  • Lawinenwarnstufe: 1
  • Zeitbedarf: 2 Stunden zum Rotwandhaus, dann 30 Minuten zum Brotzeitfelsen. Am Grat kommt es sehr darauf an, wie viel gesichert wird und wie eingespielt die Seilschaft ist. Wenn man nur die schwierigeren Stellen (Briefkastl und Weiberschreck) sichert, kommt man wahrscheinlich mit einer Stunde hin.
  • Höhenmeter: 650 zum Rotwandhaus, mit allen Auf und Abs zum Gipfel (1805m) nochmal ca. 100 Meter (aber 250 Klettermeter!)

Kommentare

  1. Tolle Idee, das jetzt schon zu versuchen! Und schade, dass es sich nicht mehr ausgegangen ist, bis zum Gipfel zu gehen.

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    1. Danke! Mal wieder verschätzt, aber naja... Man lernt ja nie aus, und wir sind ja schließlich noch Anfänger :)

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  2. Rebecca auf dem Schlitten!! Sehr schön. Tolle Tour!

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  3. Antworten
    1. Danke dir! Ich denke auch, den Grat machen wir dieses Jahr schon noch. Mir kribbelt es jedenfalls schon wieder in den Fingern ;)

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  4. Rette sich wer kann: Jetzt greift se an! ;-)
    Weiberkante im Sommer war gestern - jetzt schon "Weiberschreck" im Winter
    und das ganze noch topmodern als "Rodel and Climb" Tour.
    Aussichtsreiche Tour und probiern geht ja über studieren - weiter so.
    Gruss aus GAP
    ReinerD

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    1. "Weiter so" brauchst du mir nicht sagen, das kommt von ganz allein :) Wobei wir bis zum Weiberschreck ja leider gar nicht gekommen sind... Aber wie gesagt: Wir kommen wieder! Und z.B. im Kaiser gibts ja auch noch viele schöne Grate :)

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