Gletschertour zum Gramúl (3276m) - Den Sturmböen zum Trotz

Hochtourenwochenende, die Zweite. Dieses Mal stand die Besteigung des Großglockners über den Stüdlgrat auf dem Plan. Die Übernachtung auf der Stüdlhütte (2802m) war somit gesetzt. Da wir bereits am Freitag dort übernachteten, konnten wir den Samstag für eine ausgiebige Gletscherübung und Akklimatisierungstour nutzen.


Ziel unserer Eingehtour war zunächst das Teischnitzkees. Bereits auf dem Weg zur sogenannten "Schere" kamen uns drei Osteuropäer entgegen, die von den Verhältnissen am Stüdlgrat berichteten: Voller Schnee und Eis sei dieser, "impossible to climb". Der angezuckerte und rutschige Untergrund, auf dem wir uns bewegten, sprach dieselbe Sprache, doch wir wollten uns zusätzlich ein eigenes Bild machen. Praktischerweise hat man vom Teischnitzkees den perfekten Blick zum Stüdlgrat - leider bestätigten sich die Vermutungen der Unbegehbarkeit hier sehr schnell.


Zum vergangenen Schneefall und den tiefen Temperaturen kam zusätzlich nämlich noch ein weiterer Faktor: Die unbarmherzig starken Windböen. Trotz Sonneneinstrahlung würden Schnee und Eis daher nicht so bald vom Grat verschwinden; und auch für die folgende Nacht waren tiefe Minustemperaturen angesagt. Doch glücklicherweise gibt es ja auch noch einen Normalweg - diesen erkoren wir als Ziel für den Folgetag aus.

Nun hieß es aber zunächst, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Wir seilten an einer etwas windgeschützten Stelle an und gingen nahe dem Luisengrat, der den Gletscher auf der rechten Seite begrenzt, zu einem Windkolk, wo es nahezu windstill war und wir die Spaltenbergung einmal durchgehen konnten.




Doch mit einem Gletscherspaziergang plus Übungseinheit wollten wir uns an diesem Tag nicht begnügen. Quer über's Teischnitzkees ging es daher zum Gramúlsattel, von wo aus wir über leichtes Felsgelände auf den Gipfel des Gramúls (3276m) steigen wollten.

Die Sturmböen waren hier im offenen Gelände nun teilweise so stark, dass wir immer wieder anhalten und mit dem Rücken zur Windrichtung ausharren mussten, bis das Gröbste vorbei war. Mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze versuchten wir, den aufgewirbelten Schnee- und Eispartikeln zu trotzen. Dabei wird einem ganz schnell klar, wie klein und zerbrechlich wir doch sind, wenn Mutter Natur die Zähne zeigt - sehr eindrücklich!



Am Gramúlsattel angekommen (für nicht mal 1km Strecke bei nur minimaler Steigung benötigten wir eine geschlagene Stunde!) genehmigten wir uns eine kleine Stärkung und setzten anschließend unseren Weg fort.

Gramúl voraus!

Die letzten Meter waren aufgrund der Schneelage teilweise gar nicht mal unspannend...



... und am Gipfel mussten wir schließlich sogar in die Hocke gehen, um nicht Gefahr zu laufen, umgeblasen zu werden.


An eine gemütliche Rast war also nicht zu denken, und so verließen wir den höchsten Punkt nach wenigen Minuten bereits wieder. Auch abwärts war zunächst noch einmal volle Konzentration gefragt - vor allem die Windböen verlangten umsichtiges Steigen. Den kritischen Teil ließen wir jedoch verhältnismäßig flott hinter uns und kamen gegen 12:30 Uhr wieder am Gramúlsattel an, wo wir erneut das Seil auspackten. In Windrichtung lief es sich am Gletscher schließlich deutlich entspannter als auf dem Hinweg, auch wenn die Sicht schlechter wurde.


Da wir noch recht viel Zeit hatten, beschlossen wir, nicht über das Teischnitzkees abzusteigen, sondern über die Luisenscharte zum benachbarten Ködnitzkees zu gehen, um uns den Anstiegsweg für den nächsten Tag schon einmal anzuschauen.

Zu unserer Überraschung stellten wir in der Scharte fest, dass an ein Absteigen nicht zu denken war - dafür war ein Bohrhaken als Abseilgelegenheit vorhanden. Da wir nur ein 20m- und ein 30m-Seil dabei hatten (dies erschien uns für den Stüdlgrat sinnvoller), die Abseilstelle aber geschätzte 25m Seil verlangte, kam uns die Tatsache, dass nach uns noch ein Bergführer mit zwei Kunden ebenfalls abseilen wollte, sehr entgegen. So befestigten wir das 30m-Seil mit einem Knoten und seilten am Einzelstrang ab. Nachdem alle unten waren, löste der Bergführer den Knoten und warf das Seil nach unten - sehr praktisch!

Abseilstelle von unten

Ködnitzkees


Über das gut bevölkerte Ködnitzkees ging es schließlich gemütlich wieder zurück zur Stüdlhütte, wo wir gegen halb vier ankamen. Die Stunden bis zum Abendessen nutzten wir dazu, die Rucksäcke zu sortieren und alles Nötige für den nächsten Tag zu organisieren, denn auch für den Normalweg auf den Großglockner muss man früh aufstehen...
  • Tourdatum: Samstag, 16.07.2016
  • Zeitbedarf: Stüdlhütte - Gramúl 4 Stunden (inkl. einer guten Stunde Gletscherübungen), Gramúl - Luisenscharte 2 Stunden (inkl. Umweg über den Windkolk und Warten an der Abseilstelle), Luisenscharte - Stüdlhütte 1 Stunde
  • Höhenmeter: knapp 500 im Auf- und Abstieg

Kommentare

  1. Gibt es eine Möglichkeit einfach nur "gefällt mir" in diesem blog zu klicken? Eure Touren sind alle toll, aber ich würde mich ja wiederholen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Leider nein. Aber ich freue mich immer wieder über Kommentare, auch wenn sie sich wiederholen :)

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Beliebte Posts