(My) Testpiece: Überschreitung der Hackenköpfe

Endlich sollte es noch einmal ins Kaisergebirge gehen. Und wenn man ins Kaisergebirge fährt, will man klettern - oder zumindest ein bisschen Fels anfassen. Da wir aber nicht das gesamte Klettergeraffel mitschleppen wollten, suchten wir uns eine anspruchsvolle Bergtour heraus: Die Überschreitung der Hackenköpfe vom Scheffauer zum Sonneck.


Eigentlich wollten wir ja den Südostgrat des Tuxeck machen. Doch da es nachts noch geregnet hatte und laut Tourenbeschreibung dort Kletterei im dritten Grad sowie steile Graspassagen zu meistern gewesen wären, entschieden wir uns an der Abzweigung Multerkar doch für die etwas leichtere Hackenköpfeüberschreitung. Damit hatten wir zwar eine kleine "Ehrenrunde" gedreht, letztendlich war es aber sicher die richtige Entscheidung - und zwar nicht nur, weil Tuxeck und Treffauer fast den gesamten Tag in Wolken hängen sollten.

An der Kaiser-Hochalm, oben die Hackenköpfe

Hatte nicht jemand was von Sonne gesagt?!

Den Gipfel des Scheffauer (2111m) erreichten wir trotz unseres Schlenkers in weniger als vier Stunden. 1200hm waren hier bereits geschafft.

Scheffauer, hinten die Hackenköpfe

Wunderbarer Blick ins Inntal, im Vordergrund der Zettenkaiser

Unser Steinhauf... äh, Grat

500 bis 600 sollten noch folgen. Wir blieben daher nicht lange, sondern stiegen in wenigen Minuten wieder in den Sattel ab und erkletterten hinter dem kleinen Grasbuckel den ersten Felsturm. Gleich am Einstieg erwartet einen die Schlüsselstelle der Tour: Ein steiler Kamin (II+), der jedoch nur kurz ist und mit ein wenig Griffesuchen schnell gemeistert wird.

Sieht schlimmer aus als es ist

Weiter geht es in ständigem Auf und Ab; mal kraxelnd, mal schlendernd, mal über schmale Gratstücke, mal über gemütlich breite Pfade, mal steil, mal eben - kurz gesagt: sehr abwechslungsreich. Und immer mit großartigem Panorama.

Tuxeck, Treffauer und Sonneck verstecken sich in Wolken

Einer der vielen Gipfelchen

Immer den roten Punkten nach

Ausgesetztes Gehgelände...

... und anregende Kletterstellen

Treffauer links ganz kurz mal ohne Wolken, im Tal Ellmau

Zwischen Wiesberg und Kopfkraxen fast ständige Begleiter

Als wir um kurz nach 16 Uhr an der Abzweigung kurz vor dem Gipfel der Kopfkraxen ankamen, stand für einen Moment die Frage im Raum, ob wir wirklich noch zum Sonneck weitergehen sollten. Doch wir waren einmal da - warum also nicht noch einen Gipfel mitnehmen? Die 150hm würden wir auch noch packen. Da nebenbei auch noch ein wenig Strecke und eine kleine Gegensteigung zu meistern sind, benötigten wir insgesamt 30 Minuten, sodass wir um zwanzig vor fünf den letzten Gipfel (2260m) der Tour erreichten. Und siehe da: Passend zum Namen gab sich die Sonne doch noch einmal die Ehre.

Sonneck - wenn ich nicht wüsste, dass es nicht gewittern soll, würde ich wahrscheinlich nicht so grinsen...

Blick ins Herz des Wilden Kaisers

Vorne Kopfkraxen, ganz hinten der "rauchende" Scheffauer

Hinab ging es wieder die Kopfkraxen überschreitend zum kleinen Sattel, von wo aus ein markierter Steig durch die steile Südflanke nach unten zieht - aufgrund des lehmigen Untergrunds gar nicht mal so angenehm zu gehen.

Willkommene Auffüllmöglichkeit für die Trinkflaschen

Good night!

Als wir endlich den Wasserfall am Schneekar erreichten, waren wir daher froh, nun nicht mehr ganz so steiles Gelände vor uns zu haben. 20 Uhr wurde es trotzdem, bis wir wieder am Jägerwirt, unserem Ausgangspunkt ankamen. Hier schloss sich für uns eine wunderschöne, einsame Bergtour, die sich zwar anspruchsvoll, aber absolut genussvoll präsentiert. Dank der späten Uhrzeit ging es darüber hinaus angenehm staufrei über München wieder zurück nach Freising.

  • Tourdatum: Sonntag, 13.08.2017
  • Zeitbedarf (ohne Pausen): Jägerwirt - Scheffauer ca. 4 Stunden, Scheffauer - Abzweigung Sonneckaufstieg ca. 3 Stunden, Abzweigung - Sonneck ca. 30 Minuten, Sonneck - Jägerwirt ca. 3 Stunden, gesamt ca. 10,5 Stunden (11 Stunden 20 Minuten mit Pausen)
  • Höhenmeter: Die Angaben schwanken zwischen 1700 und 1800 für die gesamte Runde. Aufgrund der vielen Gegenanstiege am Grat ist eine genaue Angabe vermutlich nicht zu machen.

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1800 Höhenmeter sind (für mich) schon mal eine Ansage. Irgendwie reizte es mich aber auch gerade deshalb, die Tour zu gehen. Sozusagen als Testpiece. Ergebnis: Es geht, sogar erstaunlich gut. Gut zu wissen :-)

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