Zwischen Einsamkeit und Trubel im nördlichen Karwendel

Einsam ist es in der Soierngruppe sicherlich nicht. Vor allem die bekannten Gipfel wie Schöttelkar- und Soiernspitze ziehen eine Vielzahl von Wanderern an und eignen sich daher eher nicht für Ruhesuchende. Möchte man jedoch nicht unbedingt auf den beiden genannten Gipfeln pausieren, kann man trotz allem eine schöne, ruhige Runde in der Soierngruppe drehen.


Vom Start an der Seinsalm geht es erst einmal auf einem Fahrweg gemütlich dahin. Nach kurzer Zeit hat man die Möglichkeit, auf einen kleinen, sehr schönen Steig nach rechts abzubiegen. Diese Möglichkeit nutzte ich natürlich und wurde mit einer Unmenge an Weißen Waldvögelein beglückt.


Bald ist jedoch wieder die Fahrstraße erreicht, welche sanft ansteigend ins Tal hineinleitet. Den Abzweig zum Seinskopf ließ ich links liegen, da ich diesen Weg bereits aus dem Februar 2017 kannte. Ich wählte die nächste Möglichkeit an der Ochsenalm und war gleich angetan von der phantastisch schönen Umgebung.


Zudem war es noch früh und die meisten anderen Wanderer - wie sich später herausstellen sollte - ohnehin auf dem Seinskopf-Weg unterwegs. So genoss ich einsamen Schrittes die mich umgebende Ruhe, während die Vegetation langsam immer alpiner wurde.


Schließlich ließ ich auch die Latschenzone hinter mir und erreichte nach auf den letzten hundert Höhenmetern sehr anstrengender Steigerei - der Weg war hier vermutlich durch Lawinen fast völlig zerstört - die Schafkehre.


Hier nahm auch schlagartig die Bevölkerungsdichte zu, da die beiden Südanstiege zur Schöttelkarspitze an diesem Punkt zusammenlaufen. Nach einer kurzen Schneeberührung und gut 30 Minuten wurde ich am Gipfelkreuz demnach auch von einer laut brabbelnden Menge begrüßt, was mich dazu veranlasste, nur ein paar Fotos zu machen und gleich wieder abzusteigen. Einen ruhigen Pausenplatz würde ich auch woanders noch finden.




Zurück an der Scharte am Feldernkreuz stand jedoch erst einmal die Entscheidung an, wieder abzusteigen oder die Runde wie ursprünglich geplant noch zur Soiernspitze fortzusetzen. Da die Wolkenentwicklung mir keine Sorgen bereitete und ich bis zur Schöttelkarspitze recht fix unterwegs war, stand einem Weiterweg eigentlich nichts im Weg. Nachdem ich dies insgeheim gehofft (und zugegebenermaßen eigentlich schon am Gipfel der Schöttelkarspitze entschieden) hatte, ging ich beschwingt den nun folgenden Weg knapp unterhalb der Gratkante an.




Die erste längere Pause gönnte ich mir schließlich auf dem unauffälligen und lediglich mit einem Steinmann geschmückten Gipfelchen der Reißenden Lahnspitz. Einfach nur schön hier! Und einsam.


Tatsächlich kamen mir zwar ein paar Leute auf dem Verbindungsweg zur Soiernspitze entgegen bzw. waren mit mir auf dem Weg dorthin, aufgrund der Weitläufigkeit verliert dies jedoch an Bedeutung. Belebter wird's schließlich wieder am Gipfel der mit 2257m höchsten Erhebung des Soiernstocks, denn hier führen zusätzlich Wege vom Soiernhaus und der Vereineralm hinauf.



Letzteren schlug ich für meinen Abstieg ein. Durch einigermaßen steiles Gelände verliert man schnell an Höhe und kann nebenbei herrliche Blicke in die traumhaften Südhänge der Reißenden Lahnspitz werfen.





Eine gute Stunde benötigte ich für die Strecke bis zur Vereineralm, wo ich mich endlich der schweren Wanderstiefel entledigen und in leichte Turnschuhe schlüpfen konnte - eine Wohltat! Nachdem auch die botanischen Schönheiten ausreichend mit Blicken und Fotos gewürdigt waren, ...

Knabenkraut

Kugelblume

...brachte ich noch die knapp 7 km Schotterstraße bis zum Parkplatz in gut einer Stunde hinter mich.

An der Ochsenalm: Nein, nicht vier Stunden, sondern vier Stunden und fünf Minuten (!) braucht man bis zur Soiernspitze :-) (Ich habe zuzüglich Schöttelkarspitze von hier etwa vier Stunden gebraucht, man muss sich aber gut ranhalten)

  • Tourdatum: Samstag, 26.05.2018
  • Zeitbedarf (ohne Pausen): Parkplatz Seinsalm - Schöttelkarspitze gut 3 Stunden, Schöttelkarspitze - Reißende Lahnspitz gut 1 Stunde, Reißende Lahnspitz - Soiernspitze 30 Minuten, Abstieg gut 2,5 Stunden, Gesamt 7-7,5 Stunden
  • Höhenmeter: ca. 1500

Kommentare

  1. Eine schöne Runde. Man kann den ganzen Kamm zwischen Soiern- und Schöttelkarspitze übrigens durchaus auch einsam genießen. Man muss dazu nur bei ausreichend zweifelhaftem Wetter unterwegs sein. ;)

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