Schneebiger Nock und Fernerköpfl: Hochalpiner Übergang zur Rieserfernerhütte

Auch an diesem Morgen waren wir wieder die Einzigen, die sich von der Kasseler Hütte so früh auf den Weg machten. Unser Ziel: Der Schneebige Nock (3358m), zweithöchster Gipfel der Rieserfernergruppe. Ihn galt es zu überschreiten, um dann über einen wenig ausgeprägten weiteren Dreitausender zur Rieserfernerhütte absteigen zu können. Hier wollten wir noch einmal übernachten, bevor wir unser Basecamp im Tal bezogen.


Im Gegensatz zum Vortag waren wir nun zwar auf durchweg markierten Wegen unterwegs, die gesamte Ausrüstung (neben den obligatorischen Hüttenaccessoires auch im Endeffekt nicht benötigte Steigeisen und Pickel sowie ein 20m-Seil) wollte aber von der einen zur anderen Hütte getragen werden. Über die angenehme Steigung und den perfekt angelegten Weg zu Beginn der Tour waren wir somit sehr froh.


Bei ca. 2500m erreichten wir eine Abzweigung, rechts wäre es in wenigen Minuten zum Malersee gegangen. Da das Wetter sich im Laufe des Tages jedoch verschlechtern sollte, verzichteten wir auf den Schlenker und wandten uns nach links. Steil leiten hier rote Markierungen einen Moränenrücken hinauf.


Während wir durch immer felsigere Umgebung weiter hinaufstiegen (kurzzeitig fühlte ich mich an's Ankogelgebirge erinnert) ...


... konnten wir den Hubschrauber beobachten, der vermutlich die Bergretter am Vorgipfel des Schneebigen Nocks aufgabelte, nachdem sie den Leichnam des am Vortag verunglückten Bergsteigers geborgen hatten.


Ich versuchte, nicht allzu sehr darüber nachzudenken, sondern mich auf das Blockwerk und die teils eher spärlichen Markierungen zu konzentrieren. Das Gelände ist zwar nicht gefährlich, doch im Nebel kann man hier schnell die Orientierung verlieren. Prompt kam natürlich eine Wolke in unser Hochtälchen geschwappt...


Glücklicherweise versperrte sie uns nicht die Sicht auf den Weiterweg und so passierten wir nach einem leichten rechts-links-Schwenk eine kurze seilgesicherte Steilstufe. Wenig später erreichten wir den Ort, an dem vermutlich vor einigen Jahren noch der Schneebige Nock Ferner überquert werden musste. Da uns lediglich eine Blockschuttflanke vom Nordgrat trennte, blieben die Steigeisen im Rucksack.


Nach einigen gutmütigen Metern am breiten Rücken galt es noch eine steile, sandige Umgehung eines Gendarms zu meistern, bevor wir nach gut dreieinhalb Stunden durch die Wolken das Gipfelkreuz erspähten.


Leider war die Aussicht recht beschränkt, daher beschränkten auch wir uns auf Nahrungsaufnahme und ein paar Fotos (und den Rest des Nussschnapses ;-) ).

Und wieder alleine am Gipfel

Unten die Kasseler Hütte

Wunderschöner Hochgall


Wir hatten schließlich auch noch einen nicht unanspruchsvollen Abstieg vor uns. Zunächst geht es in steilem Gehgelände mit einigen Kraxelstellen hinab bis zu einer Geländestufe.


Hier ließen wir uns von alten Markierungen und Steigspuren in die sandige Ostflanke des Berges leiten, was sich nach wenigen Minuten als Irrweg herausstellte. Also mühsam zurück zum Grat... An die Geländekante herangetreten sahen wir die Sicherungskette, welche steil (mindestens Klettersteigschwierigkeit C/D) nach unten führt.



Es folgt ein kleiner Gegenanstieg. Da sich die Wolken in zumindest einer Richtung recht dunkel zeigten, kamen meine üblichen Ängste vor einem Gewitter auf, sodass ich versuchte, in der dünnen Luft ein wenig Gas zu geben.


Während dies für einen Moment den Puls in die Höhe schnellen ließ, baute sich eine weitere abwärtsführende Steilstufe vor uns auf. Auch diese ist gut gesichert; ohne Kette wäre sicher mindestens der IIIte Grat zu klettern. Noch ein letzter Gegenanstieg war nun zu nehmen. Das Kreuz des wenig erhabenen Fernerköpfels (3249m) passierten wir zügig - Aussicht hätte es ohnehin keine gegeben.


Nun ging es endlich zügig nach unten. Ein gut angelegter Pfad führte uns hinab in eine Senke, an der Südostflanke der Gelttalspitze vorbei und schließlich in Sichtweite der Rieserfernerhütte auf knapp 2800m.




Hier hatten wir die gesamte Aufmerksamkeit des Hüttenteams für uns, waren wir doch die einzigen Gäste. Der hauptsächliche Grund dafür war vermutlich der angesagte Wintereinbruch des Folgetags. Wir entschieden daher ebenfalls schweren Herzens, den wohl noch einigermaßen gutmütigen Vormittag für einen Abstieg ins Tal zu nutzen und die geplante Tour auf die Schwarze Wand bzw. Morgenkofel und Wasserkopf zu verschieben.
  • Tourdatum: Freitag, 24.08.2018
  • Zeitbedarf: Kasseler Hütte - Schneebiger Nock knapp 4 Stunden, Schneebiger Nock - Fernerköpfl knapp 1 Stunde, Fernerköpfl - Rieserfernerhütte nochmals knapp 1 Stunde
  • Höhenmeter: ca. 1100 bergauf, gut 550 bergab

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